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Schuld und Strafe - Bausteine für Unterrichtsreihen

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Version vom 16. Februar 2018, 00:22 Uhr von Sofia Abbasi (Diskussion | Beiträge) (Kontrollierte Problemlösung)
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Bausteine für ein Unterrichtskonzept

BANNER - Exemplarische Unterrichtsreihen bearbeitet-1.png


Hinführung

  • 1. Möglichkeit - Meinungsbarometer
Materialmappe zum Theaterstück "Terror" von Ferdinand von Schirach (Deutsches Theater)
Die Lehrkraft präsentiert den SuS Zitate ohne jegliche Einleitung um ihnen einen stummen Impuls in die Thematik, am Anfang der Stunde, zu geben. Die SuS werden darum gebeten, je nach räumlichen Gegebenheiten, sich im Raum dort zu positionieren, wo die Lehrkraft festlegt wo richtig/ja oder falsch/nein ist. Die SuS sollen dann in Bezug auf die Zitate Stellung nehmen und sich an der für sie richtigen Stelle im Raum positionieren.
Diese Hinführung dient dazu das Thema von "Schuld und Strafe" einzuleiten ohne es ausdrücklich zu sagen. Die SuS sollen das Thema nach dem Meinungsbarometer in Form von induktivem Lernen selbstständig herausfinden. (Zeitbedarf: 6min)
„Ist es richtig, das Prinzip der Menschenwürde über die Rettung von Menschenleben zu stellen?“
„Dürfen wir Unschuldige töten, um andere Unschuldige zu retten?“
„Der Staat kann niemals ein Leben gegen ein anderes Leben aufwiegen. Auch nicht gegen hundert, nicht gegen tausend Leben. Jeder einzelne Mensch besitzt diese Würde.“
„Lassen sich Leben gegeneinander rechnen, wenn für den Tod eines Menschen 400 andere gerettet werden können?“


  • 2. Möglichkeit - Eine Karikatur zur Schuldfrage im Nationalsozialismus
Den Koffer können Sie wieder auspacken, Bormann, aus unserer Heimreise wird nichts (LeMo/Horst Haitzinger)
Die Karikatur aus dem Jahr 1965 zeigt Adolf Hitler, der durch seinen Bart und an einer Armbinde mit dem Hakenkreuz charakterisiert wird, auf einer Liege liegend mit einem großen Sombrero. In seinen Händen hält er eine Zeitung mit dem Titel „Keine Verjährung für die NS-Vebrechen“. Die Karikatur spielt auf die Prozesse gegen NS-Verbrecher an, die in den 60er Jahren wieder aufgenommen worden sind. Hierbei bezieht man sich vor allem auf den Eichmann-Prozess (1961) und die Ulmer Prozesse in Deutschland (1958).
Bei diesem Vorschlag soll die oben verlinkte Karikatur, am Anfang der Stunde,präsentiert werden, um schließlich nach dem Eindruck, der Interpretation und der Meinung der SuS zu fragen. Die Karikatur soll ein stiller Impuls sein und dazu dienen die SuS zur Thematik von Schuld und Strafe zu verleiten. (Zeitbedarf: 10min)


  • 3. Möglichkeit - Kleine Sequenzen aus dem Film „Terror“
Terror: Abstimmung, Urteil und Diskussion! (ARD)
Der Film „Terror“, der im Oktober 2017 im ARD ausgestrahlt wurde, handelt von der Gerichtsverhandlung eines Angeklagten, der als Bundeswehrsoldat ein Flugzeug mit 164 Insassen abschoss. Dieses drohte in der Gewalt von Terroristen über einem Fußballstadion mit 70.000 Besuchern abzustürzen. Der Zuschauer hat bei diesem TV-Ereignis die Aufgabe durch soziale Medien, moralische gegen rechtliche Argumente abzuwägen und das Urteil zu fällen.
In diesem Konzept geht es darum den Unterricht damit zu beginnen entweder Szenen des Filmes oder den ganzen Film den SuS zu zeigen, um auf die Schuld- und Strafthematik zu kommen.(Zeitbedarf: 10min bis 1h10min)

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Problemstellung

  • 1. Möglichkeit - Ist Recht und Gerechtigkeit dasselbe?
Ziel dieser Problemstellung ist es die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit zu erkennen. Nach dem die Lehrkraft mit passenden Zitaten, Fallbeispielen oder Zeitungsartikeln auf die unterschiedlichen Ansichten über Recht und Gerechtigkeit eingeleitet hat, sollen die SuS mit gezielten Fragen im Plenum das Missverhältnis zwischen diesen beiden Moralinstanzen feststellen?
Mögliche Fragen könnten sein:
Würdet ihr euch in den Fallbeispielen auch so entscheiden?
Findet ihr, dass die Person sich richtig entschieden hat auch wenn es gegen das Gesetz verstößt?
Ist das Recht gerecht?
Was macht man, wenn das Recht nicht mehr gerecht ist?
Was soll man machen, wenn Recht und Gerechtigkeit nicht mehr dasselbe ist? (Zeitbedarf: 10min)


  • 2. Möglichkeit - Die Frage zwischen Determinismus und Freiheit?
Schuld ist in der philosophischen Auseinandersetzung mit der Frage nach Determinismus verbunden. Den SuS sollen in dieser Problemstellung zu diesem Zusammenhang hingeleitet werden. Die zentrale Frage hierbei ist, ob man schuldig sein kann, wenn die Handlung determiniert ist. Um das Spannungsfeld zu evozieren, sollte diese zentrale Fragestellung im Plenum diskutiert werden. Zum Ende der Diskussion sollte die Lehrkraft den SuS bewusst machen, dass dieser Diskurs seit je her in der Philosophie geführt wird. Hierdurch kann die Lehrkraft zu den Straftheorien überleiten. (Zeitbedarf: 10min)


  • 3. Möglichkeit - Zitate aus dem Film „Terror“
Der Film Terror behandelt die Frage nach der Priorität zwischen rechtlichen oder moralischen Grundsätzen. Mit Zitaten aus dem Film, die aus der Materialsammlung entnommen werden können, sollen die SuS auf einen möglichen Unterschied zwischen Moral und Recht herangeführt werden. Die Zitate sollten den SuS entweder visuell oder auditiv, je nach räumlicher Ausstattung der Klassenzimmer, präsentiert werden. Im nächsten Schritt sollen die SuS erste Eindrücke, Fragen und Probleme im Plenum ansprechen, die ihnen zu den Zitaten einfallen.
Ein beispielhaftes Zitat ist nachfolgend angeführt:
„Ich weiß, dass ich ihren Mann umgebracht habe. Aber es war kein Mord. Als Soldat musste ich so handeln. Persönlich tut es mir leid und ich werde diese Schuld ein Leben lang mit mir herumtragen.“
Major Lars Koch, Protagonist des Films, Angeklagter im Gerichtsverfahren (Zeitbedarf: 10min)


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Selbstgesteuerte Problemlösung

  • 1. Möglichkeit - Hintergrundwissen durch den Eichmannprozess - Schuldfrage
Die Schülerinnen und Schüler sammeln anhand von den Online-Artikeln „Der Eichmann Prozess“ und „Das Böse in der Welt“ Hintergrundwissen über den Eichmannprozess. ARBEITSAUFTRAG. SAMMELPHASE.ÜBERGANG. In einzelnen Gruppen bekommen die SuS Zitate von Hannah Arendt, die sie auf die Schuldfrage beziehen sollten. (Zeitbedarf: !!min)


  • 2. Möglichkeit - Straftheorien - Gruppenpuzzle (LehrerInnefortbildung Baden-Württemberg)
Die SuS werden in Gruppen eingeteilt und bekommen Textausschnitte zu verschiedenen Straftheorien und sollen diese dann bearbeiten. In dieser Gruppenarbeit soll ein inhaltlicher Konsens gefunden und herausgearbeitet werden, ob die Straftheorien deterministisch oder freiheitsorientiert sind.
Mit diesem Wissen sollen die Experten dann im Gruppenpuzzle mit jeweils einem Experten aus allen anderen Gruppen zusammengehen, um sich dort gegenseitig umfassend zu informieren. Durch die Methode wird insbesondere der Kompetenzbereich „Argumentieren und Urteilen“ gefördert. (Zeitbedarf: 30-45min)


  • 3. Möglichkeit - Theaterstück/Sketch zum Film „Terror“
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Szene des Urteils in verschiedenen Kleingruppen und Rollen nachspielen. Hierbei sollen die SuS


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Kontrollierte Problemlösung

  • 1. Möglichkeit - Plenumsdiskussion
Die Ergebnisse von dem Eichmannprozess sollen in dieser Phase diskutiert werden in Bezug auf die verschiedenen Meinungen auf die Schuldfrage. Die einzelnen Gruppen stellen Ihr Zitate vor und beziehen Stellung. Die schlagkräftigsten Argumente sollen notiert werden. Diese Methode wird genutzt, damit die SuS ihre Fähigkeiten ethische Probleme wahrzunehmen und zu lösen. Am Ende des Meinungsaustauschs werden sie sich ihrer eigenen Werthaltung bewusst, auch wenn einige Aspekte und Probleme weiterhin unklar bleiben könnten. Zudem steht es der Lehrkraft frei auch andere Zitate aus dem historischen Kontext zu nutzen, hierdurch kann ein differenzierteres Bild erschaffen werden und die Schülerschaft wird zum Abwägen von Positionen animiert. (Zeitbedarf: 25min)


  • 2. Möglichkeit -


  • 3. Möglichkeit - Das tatsächliche Urteil im Film Terror
Mit den SuS wird das Ergebnis der Onlineumfrage zu dem Film erarbeitet, hierbei sollen die SuS ihre Urteile und vor allem ihre Argumentationen mit dem Urteil aus dem Film vergleichen.Bei dieser Aufgabe geht es nicht darum den SuS eine "richtige" Lösung zu präsentieren. Ziel ist es ihnen die moralische Entscheidung, die eine repräsentative Umfrage darstellt, zur Diskussion bereit zustellen.
Das entstandenen Diskussionsbedürfnis können anhand der Think-Pair-Share-Methode' kanalisiert werden.
1. Phase (Think): SuS sollen in Einzelarbeit Ihre Postion und Argumente für die Fragen sammeln:
  • „Inwiefern unterscheidet sich mein Urteil von dem der Online-Umfrage? Welche Argumente haben für mich persönlich mehr Gehalt? Wie fällt meine Entscheidung aus, nachdem ich das Urteil gesehen habe.“
2. Phase (Pair): SuS tauschen sich mit ihrem/r Sitzpartner/in aus. Durch diesen Austausch werden die SuS für die spätere Diskussionsrunde aktiviert.
3. Phase (Share): SuS teilen ihre Gedanken im Plenum. (Zeitbedarf: 15-20min)

Damit die SuS wirklich zu ihrer Meinung stehen, sollte die Tatsache, dass das Urteil nicht absolut sondern repräsentativ ist schon zu Anfang dieser Phase durch die Lehrkraft verdeutlicht werden.


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Sicherung

  • 1. Möglichkeit - Schreibaufgabe
In dieser Phase können die Schülerinnen und Schüler die bereits notierten Argumente in einer Erörterung verschriftlichen. Die Schülerinnen und Schüler suchen sich eine der Positionen aus und erörtern in der Rolle des Richters/der Richterin anhand der bereits notierten Argumente ihre eigene Position und erläutern das Urteil. Somit wird das Gelernte und Besprochene gesichert. Die Darstellung der eigenen Denkstrukturen zeigt die ethischen Wahrnehmungs-, Verstehens- und Beurteilungsprozesse, die im Ethikunterricht nicht ohne Relevanz sind. (Zeitbedarf: 45min)


  • 2. Möglichkeit - Schema der Straftheorien
Den Schülerinnen und Schülern wird ein Schema von verschiedenen Straftheorien gezeigt. Anhand dieses Schemas ...


  • 3. Möglichkeit - Diskussion über das tatsächliche Urteil des Films „Terror“
Nachdem den Schülerinnen und Schülern das tatsächliche Urteil des Films gezeigt wurde, bietet sich nun die Möglichkeit darüber im Plenum zu diskutieren, da es viele verschiedene Meinungen in einer Klasse geben kann. Während der Diskussion werden die verschiedenen Argumente grob notiert, sodass die Schülerinnen und Schüler gegen Ende der Stunde auf demselben Wissenstand sind und somit eine schriftliche Sicherung besitzen, worauf sie später darauf zugreifen könnten. Bei dieser Aufgabe wird der Kompetenzbereich der Interaktion und Sich-Mitteilen gefördert. (Zeitbedarf: 45min)

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Transfer

  • 1. Möglichkeit -
Diese Aufgabe soll auf die Vernetzung von Wissen, Erfahrungen und Fertigkeiten zielen.


  • 2. Möglichkeit - Essay
Die Schülerinnen und Schüler schreiben bei dieser Transfer-Aufgabe selbstständig einen Essay, worin sie über zwei verschiedene Positionen der Straftheorien in Bezug auf Determinismus und Freiheit diskutieren müssen. Hierbei geht es um die zentrale Frage, ob man schuldig sein kann, wenn die Handlung allerdings determiniert ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihr Wissen über die erlernten Straftheorien in diesem Essay anwenden und gefördert wird dadurch das Argumentieren und Urteilen, sowie die Selbstreflexion und Hinterfragen eines eigenen ethischen Standpunktes. Diese Aufgabe kann als Hausaufgabe aufgegeben werden.


  • 3. Möglichkeit - Zeitungsartikel
Nachdem die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit hatten, sich über den Film Terror und dessen Dilemma-Situation Gedanken zu machen und über das Urteil im Plenum diskutiert haben, sollen sie mit ihrer eigenen Position einen Zeitungsartikel verfassen, in welchem sie das Urteil aus dem Film „Terror“ darstellen. Bei dieser Aufgabe geht es darum, die eigene Position zu vertreten und das angehäufte Wissen auf einen Text zu transferieren, um ebenfalls ein gewisses Publikum damit zu erreichen. Dabei wird die Kompetenz der Argumentation und des Urteils gefördert, da die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken angeregt sind und ihre eigene Position moralisch und ethisch vertreten müssen.

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