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Antike und moderne Tugendethik - Unterrichtsmaterialien

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Unterrichtsmaterialien

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Allgemeines


Detail eines antiken Mosaiks au Naxos
Gilbert Dietrich stellt die „10 virtues for the modern age“ des Reformpädagogen Alain de Botton vor, bespricht diese und bietet eine deutsche Übersetzung an. Anhand dieser Quelle lässt sich diskutieren, welche Bedeutung Tugenden heute zukommen kann und was moderne Tugenden sein könnten. Das Material hat den Vorteil, dass hier Tugenden direkt mit Handlungsanweisungen präsentiert werden und damit den SuS der Zugang erleichtert wird. Der Kommentar von Roland Kopp-Wichmann (25. Mai 2013) bietet noch einen Anstoß, über Begriffe (virtue, Tugend, Strategie) zu sprechen und darüber zu diskutieren, inwiefern Tugend und Religion verbunden sind.


In dieser Materialsammlung des Lehrerfortbildungsservers Baden-Württemberg findet man eine umfassende Aufgabe zu Aristoteles Tugendethik, die sich mit Freundschaft als Tugend befasst. Neben den Aufgaben für SuS wird noch eine philosophische Begründung der Moral, Lösungshinweise zur Aufgabe und Bewertungsindikatoren sowie Hinweise zur Bewertung für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt. Alle Dateien können problemlos als PDF- oder Word-Dokument heruntergeladen und so direkt an die SuS weitergegeben werden. Durch die klare und einfach gehaltene Strukturierung mithilfe von Stichpunkten und Tabellen ist alles leicht verständlich.


In seinem Artikel vom 6. Juni 2012 in „DIE ZEIT“ stellt Martin Seel (Professor für Philosophie in Frankfurt am Main) einen philosophischen, einen existenziellen und einen politischen Grund vor, warum es heutzutage spannend sein könnte, sich mit Tugenden zu befassen. Diese können in einer Textarbeit gut von den SuS herausgefiltert und diskutiert werden.


In dem Online-Material findet man eine umfassende Ausführung des Begriffs der „Tugendethik“. Zunächst wird der klassische Tugendbegriff in drei Schritten erarbeitet und definiert. Anschließend werden für einen praktischen Bezug die Tugendtafeln bei Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin erläutert und am Schluss in einer kurzen Zusammenfassung abgebildet. Des Weiteren wird als Beispiel für einen gegenwärtigen Entwurf der Tugendethik der Philosoph Alasdair Maclntyre als einer der Hauptvertreter des Kommunitarismus angeführt. Seine drei tugendethischen Ebenen mit hohem Praxisbezug werden hier sehr genau erklärt. Der dritte Teil des Materials zur Neuaufnahme von Tugenden in der katholischen Moraltheorie kann eher nur bedingt für den Ethikunterricht in der Q2 verwendet werden. Andere Teile des Materials sind durch eine anschauliche Gestaltung (z.B. Mind-Map, Zusammenfassung, Zitate) aber auch direkt für den Unterricht geeignet und können durch die zusätzlichen Informationen nahezu identisch übernommen werden.


Der Online-Artikel prüft anhand von Themen wie der Flüchtlingskrise, Angela Merkels Politik und Böhmermanns Erdogansatire die Aktualität von Aristotelischen Ansätzen. Weiterhin wird auch Kant auf die Themen angewendet und mit Aristoteles verglichen. Besonders aufgrund seiner Aktualität ist der Artikel sehr interessant, allerdings sollte er erst nach Abschluss der inhaltlichen Themen behandelt werden, da Vorwissen über verschiedene Positionen der Tugendethik zum Verständnis benötigt wird. Der Schreibstil ist eher kompliziert und teilweise bissig, daher ist der Artikel eher für ältere und textsichere Lerngruppen geeignet. Für den Unterricht bietet er aber, vor allem wegen des lebensnahen Bezugs, eine gute Grundlage für Kritik sowie Vertiefung des Verständnisses der SuS.


Das Material besteht aus 3 Arbeitsblättern und nimmt Bezug auf Aristoteles, insbesondere die Mesotes-Lehre. Der Tugendbegriff wird anhand von einer Tabelle mit den Extremen „Mangel“ und „Übermaß“ illustriert wird. Gleich auf dem ersten Blatt wird auch die Kritik an der Mesotes-Lehre angeleitet. Mögliche Antwortansätze werden anhand von Textausschnitten der Autorin Esther Vilar vorgestellt, die zum besseren Verständnis kommentiert werden. Am Ende der Reihe finden sich sinnvolle und komplexe Diskussionsfragen, die sich auf das Textmaterial beziehen, aber auch darüber hinaus gehen.


Der Schweizer Rundfunk bietet hier in seinem „SRFmyschool“-Bereich Unterrichtsmaterialien bezüglich des „Schleier des Nichtwissens“ von John Rawls an. Das Material besteht aus einem rund 3-minütigen Video, zwei PDF-Dateien, die zusammenfassende Informationen für die Lehrkaft beinhalten und drei Arbeitsblätter mit einer Musterlösung. Dieses Material eignet sich für den im Kerncurriculum genannten Punkt: „Orientierung am Gemeinwesen: Kommunitarismus versus Liberalismus“, da hier den Schülern mit dem „Schleier des Nichtwissens“ eine der bekanntesten Gerechtigkeitskonzepte des Liberalismus vorgestellt wird und somit eine Basis geschaffen werden kann für die Außeinandersetzung zwischen den beiden philosophischen Strömungen.


Tugend und Laster - Herakles am Scheideweg


Detail eines Grabmonuments im Museum von Karameikos

Was ist eigentlich Tugend und was ist ihr Gegenteil? Ist die Tugend der Weg der goldenen Mitte (Aristoteles), oder kann sie auch als eine Extremposition betrachtet werden? Diese Fragen lassen sich anhand der Sage von Herakles am Scheideweg diskutieren. Je nachdem, wann in der Unterrichtseinheit diese Frage gestellt wird, lässt sich eine entsprechende Sequenz als Einstieg oder Teil einer Erarbeitungs- und Vertiefungsphase gestalten. Der Zeitaufwand kann sehr flexibel gehalten werden: Eine kurze Nacherzählung könnte zum Einstieg ohne weiteres Material verwendet werden, ebenso sind Gruppenarbeiten oder ein Gruppenpuzzle geeignete Methoden für dieses Thema.


Xenophon, memorabilien 2.1,21-34 in der Übersetzung von Otto Güthling (1883) eignet sich als antike Quelle gut, ggf. auch in Ausschnitten je nach genauer Schwerpunktsetzung. Tugend und Laster treten hier eindeutig als allegorische Figuren auf mit einer starken Präferenz für die Tugend. Das Laster stellt sich bei ihm selbst als „Glückseligkeit“ oder „Liederlichkeit“ vor.


Gustav Schwabs Nacherzählungen der Mythen und Sagen haben mittlerweile Klassikercharakter und werden auch in der Schule gelesen, der Sprachstil dürfte mindestens einigen SuS bekannt sein. Er bleibt sehr eng an Xenophon, bietet aber eine stärker geschlossene Erzählung an als die Übersetzung von Güthling und ist daher eine Alternative zu dem Originaltext.


Auch hierbei handelt es sich um eine kurze Nacherzählung, bei der die Kontrahentin der Tugend von der Erzählinstanz als „Laster“ bezeichnet wird. Dieser Text ließe sich daher ebenfalls verwenden, um ihn vor Schwab oder Güthling zu lesen. Eine Möglichkeit bestünde darin, einer Gruppe diesen Text zu geben, der anderen denjenigen oben, in der diese Figur nur „Glückseligkeit“ genannt wird, und dann im Plenum Schwab oder Güthling zu lesen (ggf. in Ausschnitten). Eine Alternative wäre auch, die SuS selbst auf google unterschiedliche Varianten suchen zu lassen, wer/ was der Tugend gegenüber gestellt wird.


Bilder


Die von Wikipedia angebotene Bildsammlung zu diesem Thema ist sehr reichhaltig und bietet mehrere Varianten an, die eigenständig oder mit anderen Quellen (Textgrundlagen, Libretti, etc.) verbunden besprochen werden können. Auch Berühmtheit mancher der Maler dürfte hierbei einen Anreiz bieten, das eine oder andere Bild in den Unterricht einzubeziehen. Hier ein Überblick über einige Versionen, die sich gut voneinander abgrenzen:


Lucas Cranach der Ältere (wikipedia.org) entschied sich für die klassische Variante: Herakles entscheidet sich für die Tugend.


“The Choice of Heracles” von Annibale Carracci (wikipedia.org) (1560–1609) zeigt einen Herakles, der offenbar noch unschlüssig ist, wie er wählen soll.


Johann Heinrich Tischbein der Ältere (wikipedia.org) (1722–1789) lässt Herakles zwar sich der Tugend zuwenden – sein Blick ist aber nicht ganz zufrieden.


Bei Pompeo Batoni (wikipedia.org) (1708–1787) ist Herakles offenbar von der eindringlichen Rede der Tugend gelangweilt (anhand dessen ließe sich z.B. gut die Länge der Rede der Tugend bei Xenophon thematisieren, ggf. auch mit der kreativen Schreibaufgabe, wie die Rede der Tugend ansprechender gestaltet werden könnte).


Libretti


Die Libretti können in Auszügen als Textmaterialien genutzt werden (bietet sich besonders bei Metastasio an) oder je nach Zeit (und Freude an der Interdisziplinarität) können auch Teile der Vertonungen vorgespielt werden.


Hier können das Libretto (auf Englisch und Deutsch) und die Partitur von Händels (wikipedia.org) gleichnamigem Oratorium online gelesen werden. Der Text stammt wahrscheinlich von Thomas Morell (wikipedia.org). Vertonungen gibt es mehrere auf YouTube.
Ein Tipp: Der Verweis auf Händels weiteres Werk (Alceste) bzw. ein Blick in die Sekundärliteratur lohnt sich, denn er verdeutlicht, dass hier der Sieg der Tugend mehr festgestellt als gefeiert wird.


Der Text von Christian Friedrich Henrici (wikipedia.org), der von Johann Sebastian Bach (wikipedia.org) vertont wurde in seiner weltlichen Kantate “Laßt uns sorgen, laßt uns wachen” BWV 213 mit dem Untertitel „Hercules auf dem Scheideweg“ ergreift klare Partei für die Tugend. Auch hiervon finden sich Vertonungen auf YouTube.


Das Libretto „Alcide al bivio“ von Pietro Metastasios (wikipedia.org) kann hier im italienischen Original und in der deutschen Übersetzung von Herrn Weiße eingesehen werden. Das Libretto wurde von mehreren Komponisten vertont; beispielsweise zu der von Hasse (wikipedia.org) lassen sich auf YouTube Aufnahmen finden. Das Besondere bei diesem Libretto ist das Ende: Das Laster beschreitet mit Herakles gemeinsam den Weg der Tugend.