Didaktisch-methodische Reflexionen - Schwangerschaftsabbruch Q1: Unterschied zwischen den Versionen

Wichtig für die Planung der Stationenarbeit sind zunächst folgende Überlegungen:

Ob die Stationen in Einzel- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden sollen. Ob man die Stationenarbeit direkt an Computern bearbeiten lassen kann und möchte, oder, ob man das Material lieber ausdruckt und die Stationen im Klassenraum bearbeiten lässt. Falls man im Klassenraum arbeiten möchte, ist es wichtig, dass man sich zunächst das Material beschafft und die Aufgabenstellungen kopiert. Es ist auch nötig sich eine Alternative für die Diskussion im Chat zu überlegen. Hier wäre es beispielsweise möglich festzulegen, welche SuS diese Station zu welchem Zeitpunkt bearbeiten (dies ist auch eine Möglichkeit in der digitalen Version um zu garantieren, dass zu bestimmten Zeitpunkten genug SuS im Chat online sind). Für beide Versionen ist es wichtig bestimmte Regeln für die Stationenarbeit festzulegen, um für ein angenehmes Arbeitsklima zu sorgen. Die Lehrperson sollte auch bedenken, dass sie die Stationspläne für die SuS in ausreichender Zahl bereitstellen muss.(Diesen finden Sie in der Stationenarbeit integriert, die grauen Kästchen dienen dazu, dass man die Stationen nach der Bearbeitung abhaken kann). Sehr wichtig ist, dass sich die Lehrperson im Vorhinein mit der Nutzung des Online-Chats auseinandersetzt. Wir empfehlen, dass sich die Lehrperson am Anfang der Stationenarbeit in den Chat einloggt und ab und an reinschaut, um sicher zu stellen, dass die SuS respektvoll miteinander umgehen. Die SuS benötigen auch bei der digitalen Version Papier und Stifte, um einige Aufgaben bearbeiten zu können.
Zum Zweck der Binnendifferenzierung gibt es zu jeder Station eine Hilfestellung, welche die SuS unter "Hilfestellungen zu allen Stationen" finden können, sollten sie die Station nicht alleine bearbeiten können. Die SuS sollten darauf hingewiesen werden, dass sie diese nur suchen sollten, wenn sie wirklich Hilfe benötigen beziehungsweise nachdem sie eine Aufgabe bearbeitet haben und sicher gehen wollen, dass sie die wichtigsten Aspekte berücksichtigt haben.

Hauptthema: Schwangerschaftsabbruch. Inhaltsfeld des Ethik Kerncurriculums Hessen Sekundarstufe II – Gymnasium: Medizinethik

In der Q1 sollen Anthropologie und Bereichsethiken behandelt werden. Eines der Pflichtthemen ist hier die Medizinethik, in deren Kontext u.a. Schwangerschaftsabbrüche behandelt werden können. Im Rahmen unserer Stationenarbeit zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“, soll den SuS ein Überblick über die Gesetzgebung, die biologische Entwicklung des Fötus bis zur 14. Schwangerschaftswoche, das Entscheidungsrecht, die unterschiedlichen Gründe für eine Abtreibung und das Informationsverbot ermöglicht werden. Hierbei sollen sie einen eigenen Standpunkt zu dem Thema entwickeln können, ohne dass man sie in eine bestimmte Richtung drängt.

Station 1:

An der ersten Station sollen die SuS ihr Vorwissen aktivieren und zum Nachdenken angestoßen werden. „Was weiß ich?“ und „wo positioniere ich mich?“ sind hierbei die entscheidenden Fragen. Diese soll jeder für sich kurz und prägnant beantworten, wobei es hier kein falsch oder richtig gibt. Sinn dieser Aufgabe ist es, dass die SuS am Ende der Stationenarbeit ihr Vorwissen mit dem erlernten Wissen abgleichen können und so ihr Lernfortschritt sichtbar wird.

Station 2:

Station 2 beschäftigt sich mit der Gesetzgebung zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“. Die SuS sollen zunächst die passenden Artikel im Internet suchen, wobei schnell klar werden sollte, dass man hierbei „StGB Schwangerschaftsabbruch“ und nicht nur „StGB“ googeln sollte, da dies die Suche deutlich mühsamer macht. Ziel der Aufgabe soll sein, dass den Lernenden auffällt, dass in Artikel 218 zunächst einmal steht, dass Abtreibung bestraft wird. Erst im folgenden (Artikel 218a) wird erläutert, in welchen Fällen der Tatbestand nicht verwirklicht wird. Die SuS sollen den Gesetzestext in eigenen Worten wiedergeben, um so Zugang zu ihm zu finden. Wenn sie in der Lage sind, die Hauptaussagen des Textes in eigenen Worten problemlos wiederzugeben, dann haben sie den Inhalt verstanden und können ihn sich oftmals auch besser einprägen. An dieser Station werden z.B. „Kompetenzen in der digitalen Welt“ wie Suchstrategien nutzen und weiterentwickeln (1.1.2.) oder auch Informationen analysieren, interpretieren und kritisch bewerten (1.2.1.) geschult.

Station 3

An dieser Station wird fächerübergreifend gearbeitet. Es geht darum ihr biologisches Wissen, was den Verlauf einer Schwangerschaft angeht, zu erweitern bzw. aufzufrischen. Wichtig sind für unsere Thematik ausschließlich die ersten 14 Schwangerschaftswochen. (Bitte weisen Sie ihre SuS darauf hin, dass je nach Rechnung die 12. Oder 14. Schwangerschaftswoche als spätestmöglicher Termin für einen Abbruch genannt wird, dies ist abhängig davon, ob man ab dem Tag der Zeugung oder ab dem Tag der letzten Periode rechnet.)
Als Methode haben wir uns für ein Quiz entschieden, welches auf das „Involvement“ der SuS abzielt. Sie sollen dadurch motiviert werden, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Da hier aber nicht alle Entwicklungsmerkmale angesprochen werden, wäre es bei Bedarf möglich, den Entwicklungstand in der 14. SSW noch einmal genauer zu betrachten.

Station 4:

An Station 4 geht es um das Entscheidungsrecht bei einem Schwangerschaftsabbruch. Die SuS sollen verschiedene Argumente wie:
-Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper
-Recht auf Vaterschaft des Mannes
-Schutz des ungeborenen Lebens etc.
gegenüberstellen und dabei begreifen, wie komplex eine solche Entscheidung ist. Dies soll interaktiv mit anderen geschehen. Wir haben uns für die Form des Chats entschieden, da die SuS hier anonym und still kommunizieren können, ohne dass die Lernenden an den anderen Stationen gestört werden. Die Anonymität kann sowohl Vorteile, als auch Nachteile haben, zum einen trauen sich so ggf. mehr SuS Wort zu ergreifen, zum anderen muss die Lehrperson aber einschätzen können, ob die Anonymität von den SuS für unqualifizierte Bemerkungen ausgenutzt werden könnte. Man kann in diesem Fall, oder im Falle fehlender elektronischer Ressourcen aber natürlich auch eine herkömmliche Diskussion zwischen den SuS entstehen lassen. Die soziale Kompetenz spielt bei Station 4 eine große Rolle, da die SuS Zivilcourage zeigen sollen. Sie müssen sich einmischen und in zentralen Fragen das Miteinander betreffend Stellung beziehen. Darüber hinaus lernen sie Situationen aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben, theoretisch einzuordnen sowie fachgerecht in Beziehung zu setzen (WD2) und die Folgen eigenen und fremden Handelns für sich und andere zu beschreiben und zu beurteilen (WD5). Durch den interaktiven Austausch werden des Weiteren Kompetenzen wie Achtung und kritische Toleranz gegenüber Andersdenkenden zu entwickeln und zu praktizieren (IM4) und Lösungsmodelle für Konfliktsituationen zu entwickeln und Konflikte verantwortungs- voll zu lösen (IM6) eingeübt.

Station 5

Station 6

An dieser Station sollen die SuS über das Informationsverbot informiert werden und in einer Mindmap festhalten, was ihnen dazu einfällt. Diese Art der Ergebnissicherung bietet die Möglichkeit, direkte Zusammenhänge strukturiert darzustellen und fördert dadurch die Kompetenz des Analysierens und Reflektierens (AR5). Zusätzlich kann das bereits erworbene Wissen mit einfließen und der Artikel kann facettenreich überprüft und beurteilt werden (AU4). Des Weiteren wird durch die Aufgabenstellung gefordert, dass die SuS die Bedeutung des Artikels für den Einzelnen und die Gesellschaft eigenständig formulieren und reflektieren (AR1).
Um diese Aufgabe abzurunden, könnte man die SuS in den folgenden Stunden noch einmal darauf hinweisen, wo man zuverlässige Informationen findet und an welche Organisationen man sich wenden kann, sollte man Hilfe benötigen.

Station 7:

An dieser Station sollen sich die SuS all ihr erlerntes Wissen noch einmal vor Augen führen und darüber reflektieren, wie es in einer realen Situation angewendet werden könnte, wodurch sie es als praktisches Wissen begreifen.
Die Lernenden sollten verstanden haben, dass dies ein sehr sensibles Thema ist, bei welchem man seine beste Freundin nicht zu einer bestimmten Entscheidung drängen sollte. Dennoch müssten sie nun in der Lage sein, ihre Freundin mit Faktenwissen zu unterstützen.
Das Schreiben eines Briefes an bestimmte Personen erfordert und fördert in besonderer Weise die Fähigkeit zur Empathie, zum Hineinversetzen in eine andere Sichtweise. Man muss die Wissensbestände (Welt-, Text- und Handlungswissen) dieser Person abschätzen und mit seinem Text daran anknüpfen, um dem Adressaten ein möglichst großes Verstehen zu ermöglichen. Im Rahmen dieser Station werden Kompetenzen wie z.B. in einen persönlichen Dialog mit Wissensinhalten einzutreten und Wissen aus verschiedenen Fachgebieten unter ethischen Fragstellungen miteinander zu vergleichen (AR2) oder auch eigene Texte unter Berücksichtigung der spezifischen Fragestellung und mit Blick auf den Adressaten in zusammenhängender logischer und verständlicher Weise zu verfassen (AR4) eingeübt.
Darüber hinaus lernen die SuS lösungsorientierte Urteile zu ethischen Konflikten zu entwickeln und unter verschiedenen Perspektiven zu beurteilen(AU1), sowie Lösungsmodelle für Konfliktsituationen zu entwickeln und Konflikte verantwortungsvoll zu lösen (IM6).

Zusatzstation

An dieser Station wird eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema von den SuS verlangt. Diese Station spricht eine Vielfalt von Kompetenzen an. Unter anderem sollen die SuS ihr erlerntes Wissen strukturieren und Adressaten orientiert wiedergeben (AR4). Sie haben hier auch die Möglichkeit, die Handlungen, Entscheidungen und Motive anderer Menschen mit einzubeziehen und zu bewerten (WD4) und lösungsorientierte Urteile zu einem wichtigen ethischen Konflikt zu entwickeln und unter verschiedenen Perspektiven zu beurteilen.
Für den Unterrichtsverlauf ist an dieser Stelle wichtig, sich über die Dauer dieser Station im Klaren zu sein. Es wäre auch eine Möglichkeit, die Aufgabe nach der Bearbeitung der Stationen im Klassenraum zu stellen, so dass alle SuS die Möglichkeit bekommen diese kreative Aufgabe zu bearbeiten. Falls die Stationen in Einzelarbeit bearbeitet wurden, könnte man für diese Zusatzstation auch Gruppen bilden, welche gemeinsam arbeiten. Somit könnte auch ein Austausch unter den SuS entstehen und weitere, vor allem soziale, Kompetenzen würden gefördert.