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Ethik - Medizinethik Q1.2

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Bausteine für exemplarische Unterrichtsreihen

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Unterrichtsreihe zum Thema „Pränataldiagnostik“


Hinführung


  • Baustein A1 - Plakatgestaltung (ca. 240 Min.)
Die SuS werden zu Beginn der Einheit entsprechend ihrer persönlichen Überzeugung (z.B. pro, contra, evtl. auch mit Einschränkung pro oder contra) zum Thema „Pränataldiagnostik“ in Gruppen eingeteilt und bekommen einen geeigneten Text oder gezielten Rechercheauftrag (ggf. mit Angaben zu geeigneten Seiten, s.u.). Daraufhin wird ein Plakat mit Bildern, Zeitungsüberschriften o.Ä. entworfen, das anschließend von der jeweiligen Expertengruppe im Plenum präsentiert wird und über das sich alle auszutauschen.
Mögliche Internetseiten für die Recherche:

Die SuS lernen neben dem geschulten Umgang mit Internetrecherchen auch eigenständiges Arbeiten in Gruppen zur Förderung ihrer Sozialkompetenz. Sie erhalten dabei einen detaillierten Einblick in die Argumentation zugunsten der von ihnen gewählten Position. Zusätzlich bekommen sie beim Austausch in den Expertengruppen die Gelegenheit, ihre Position anschaulich und argumentativ begründet zu präsentieren. Am Ende dieses Bausteins sind alle SuS mit jeder möglichen Positionierung zu Pränataldiagnostik vertraut.


  • Baustein A2 - Zitat „Jedes Kind ist liebenswert. Leben annehmen statt auswählen.“ (ca. 20 Min.)
Das Zitat als Tafelanschrieb eröffnet die Stunde als stummer Impuls. Es dient zum einen der kognitiven Aktivierung, zum anderen können sich die SuS hier über assoziierendes Denken dem Thema annähern. Im Dialog kann über das Zitat diskutiert werden, um sich daraufhin in einer Plenumsdiskussion weiter über das Thema Pränataldiagnostik im Allgemeinen austauschen zu können. Dabei hat die Lehrkraft gleichzeitig die Möglichkeit, sich einen Überblick über mögliches Vorwissen der SuS in Bezug auf Pränataldiagnostik zu verschaffen.
Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, den SuS W-Fragen (z.B. Wer sagt was wozu?) vorzugeben.
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Link zum externen Material (dbk - Deutsche Bischofskonferenz)


Problemstellung


  • Baustein B1 - Podiumsdiskussion (bpb) als Gerichtsverhandlung im amerikanischen Stil (Vorbereitung) (ca. 90 Min.)
Fragestellung: „Soll ein Gesetz verabschiedet werden, dass behinderte Kinder aufgrund pränataler Diagnosen nicht abgetrieben werden können?“
Die Lehrkraft übernimmt dabei die Rolle des Richters und die SuS werden in ca. 5 Diskutanten für die Pro-Seite, ca. 5 Diskutanten für die Contra-Seite, ca. 4 Journalisten und den Rest der Klasse als Geschworene eingeteilt. Die Journalisten haben dabei die Aufgabe, alle Argumente der Diskussion zu notieren. Die Geschworenen notieren die für sie persönlich überzeugenden Argumente und stimmen am Schluss über den Ausgang der Verhandlung ab.
In dieser Phase des Unterrichts werden die SuS zunächst mit der Problemstellung konfrontiert und bekommen etwas Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Die Lehrkraft hat zudem die Möglichkeit, den SuS ihre Rollen zuzuweisen und ggf. die Methode der Podiumsdiskussion zu erläutern, falls diese damit noch nicht vertraut sind. Die eigentliche Diskussion findet dann in den Phasen der selbstgesteuerten und angeleiteten Problemlösung statt.


  • Baustein B2 - Biologisches Wissen zum Thema (ca. 20 Min.)
Im Wissenspool von SWR und WDR steht der Dokumentarfilm „Vom Ende der Guten Hoffnung“ zur Verfügung, welcher in einzelne thematische Sequenzen unterteilt ist, die gezielt ausgewählt werden können. In diesen betrachtet der Film beispielsweise die im Rahmen der Pränataldiagnostik durchgeführte Fruchtwasseruntersuchung sowie die damit verbundene Verunsicherung für die betroffenen Eltern. Darüber hinaus stellt er die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit den daraus resultierenden Ergebnissen dar.
Zudem bietet der Pool auch die dazugehörigen Arbeitsmaterialien als eine weitere Möglichkeit, den Inhalt des Films mit den SuS zu vertiefen.
Da die Reportage nur kurz ist und das Hauptaugenmerk dieser Unterrichtsphase auf der Problematisierung des ethischen Sachverhaltes liegt, empfiehlt es sich, das gesamte Filmmaterial auf einmal anzuschauen. Dafür sollte der Beobachtungsauftrag bereits vorher ausgeteilt, jedoch erst in der darauffolgenden Phase ausgewertet werden.
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Selbstgesteuerte Problemlösung


  • Baustein C1 - Podiumsdiskussion als Gerichtsverhandlung im amerikanischen Stil (Durchführung - Möglichkeit 1) (ca. 90 Min.)
Während der Diskussion in der Gerichtsverhandlung beantworten die SuS die unter der Problemstellung genannten Frage gemeinsam im Gespräch. Durch diese Art der Erarbeitung innerhalb der Klasse sollen die SuS lernen, die ihnen zugeteilten Positionen mit den damit zusammenhängenden Interessen anschaulich zu vertreten, argumentativ zu rechtfertigen und zu verteidigen. Ein großer Vorteil liegt hier darin, dass das Handeln der SuS dabei immer nur theoretisch stattfindet. Sie können deshalb auch Fehler machen und diese anschließend kritisch reflektieren.
Podiumsdiskussionen fördern die Kommunikations- und Argumentationskompetenz von SuS vor allem passiv. Sofern sie auch aktiv teilnehmen, profitieren SuS darüber hinaus in Bezug auf ein kritisches Konflikt- und auf ein verbessertes Darstellungsvermögen.
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  • Baustein C2 - Beobachtungsauftrag zur Reportage „Vom Ende der guten Hoffnung - die überwachte Schwangerschaft“ (ca. 15 Min.)
  • Welche vorgeburtlichen Untersuchungen werden in der Reportage vorgestellt?
  • Was kann pränatale Diagnostik leisten?
  • Sind solche Untersuchungen gefährlich?
  • „Schwangerschaft auf Probe“: Was bedeutet das?
  • Warum wird der Bluttest negativ empfunden?
  • Welche Gefahr birgt pränatale Diagnostik für die Gesellschaft?
Der Beobachtungsauftrag dient der gesteigerten Aufmerksamkeit gegenüber den Inhalten der Reportage und infolge dessen der Einnahme einer empathischen Haltung zur konkreten Lebenswirklichkeit von Mitmenschen, hier der Protagonistin. Durch diese Fokussierung wird die Wahrnehmungskompetenz bezüglich des ethischen Problemgegenstandes entsprechend gefördert.
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Kontrollierte Problemlösung


  • Baustein D1 - Podiumsdiskussion als Gerichtsverhandlung im amerikanischen Stil (Durchführung - Möglichkeit 2) (ca. 30 Min.)
Jetzt beschäftigen sich die SuS, die die Rollen der Geschworenen einnehmen, mit der Problemlösung und tragen diese am Ende bei der Urteilsverkündung im Plenum vor. Sie notieren sich die überzeugendsten Argumente der Diskussion und einigen sich am Ende im Meinungsaustausch auf einen Urteilsbeschluss. Die SuS verbessern so ihre Fähigkeit, ethische Probleme wahrzunehmen und zu lösen. Auch wenn sie sich dabei über bestimmte Probleme oder Aspekte noch nicht bewusst sind, haben sie nun die Möglichkeit, sich in der Gruppe der Geschworenen darüber auszutauschen und sich ihrer eigenen Wertehaltungen bewusst zu werden.
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  • Baustein D2 - Dilemmadiskussion (ca. 45-90 Min.)
Frau und Herr Müller sind schon lange Patienten einer Kinderwunschklinik. Nach vielen Versuchen ist eine künstliche Befruchtung endlich gelungen. Bei der in der 15. Schwangerschaftswoche stattfindenden Ultraschalluntersuchung entdeckt ihr Arzt Anzeichen auf eine Erkrankung des Kindes an Trisomie. Der Arzt ist nun verpflichtet, den werdenden Eltern seinen Verdacht mitzuteilen und zu einer Fruchtwasseruntersuchung zu raten, um Klarheit zu gewinnen. Sollte die Fruchtwasseruntersuchung den Verdacht bestätigen, würden sich seiner Einschätzung nach Frau und Herr Müller gegen ein Kind mit Behinderung entscheiden, so, wie es 90% seiner betroffenen Patienten tun. Eine solche Entscheidung steht jedoch seiner moralischen Überzeugung, dass jedes Leben lebenswert sie, entgegen.
Arbeitsauftrag:
  • Wie würdest du anstelle des Arztes handeln: Zu einer Fruchtwasseruntersuchung raten und damit höchstwahrscheinlich eine Abtreibung des Kindes herbeiführen oder den Verdacht verschweigen, um damit das Leben des Kindes schützen?
Die Dilemmadiskussion soll einen regen Austausch von Argumenten ermöglichen und damit sowohl die Vor- und Nachteile von Pränataldiagnostik aufgreifen, als auch die Reflexion über ethische Werte anregen. Durch diese Methode werden vor allem die Kommunikations- und Darstellungskompetenz im Austausch über eigene und die Gedankengänge anderer gefördert. Kritisches Hinterfragen, begründetes Bewerten und selbstständiges Reflektieren von moralischen und ethischen Sachverhalten erhöht ebenso die Argumentations- und Urteilskompetenz.



Sicherung


  • Baustein E1 - Podiumsdiskussion als Gerichtsverhandlung im amerikanischen Stil (Schlussplädoyer)
Die Lehrkraft übernimmt in der Rolle des Richters am Diskussionsende die Aufgabe, einen Abschlussbericht als schriftliche Sicherung der Podiumsdiskussion zu verfassen. So haben alle SuS am Ende den gleichen Wissensstand und ein schriftliches Dokument, das sie ggf. zur Vorbereitung auf eine Klausur nutzen können.
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  • Baustein E2 - Schreibaufgabe (ca. 45 Min.)
Variante A
Deine schwangere Freundin erfährt, dass ihr ungeborenes Kind möglicherweise behindert ist. Sie bittet dich um Rat.
Variante B
In einem Zeitungsbericht wird veröffentlicht, dass der Bundesgerichtshof ein Gesetz verabschieden will, welches die Abtreibung von möglicherweise beeinträchtigten Kindern verbietet. Schreibe einen Leserbrief!
Variante C
Schreibe eine dialektische Erörterung zu der Frage: Ist die Verwendung von pränataler Diagnostik zu rechtfertigen?
Die Schreibaufgaben ermöglichen eine introspektive Auseinandersetzung mit dem Thema und damit zur selbstgesteuert-intuitiven Problemlösung beitragen. Die Darstellung eigener Denkstrukturen deckt dabei die eigene Werthaltung auf und unterstützt ethische Wahrnehmungs-, Verstehens- und Beurteilungsprozesse, deren gedankliche Bewegung nicht zuletzt auch für die Bildung eines lebendigen Gemeinsinns konstituierend ist. Die verschiedenen Varianten sind geeignet für einen leistungsdifferenzierten Unterricht.



Transfer


  • Baustein F1 - Brainstorming (mind. 20 Min., sehr variabel)
„Wann ist ein Leben lebenswert?“
Die Diskussion dieser Fragestellung schafft einen Transfer der zuvor erlernten Inhalte zu weiteren Themen des Ethikunterrichts: Denn in der Plenumsdiskussion können weiterführende Fragen aufkommen, z.B. zu Sterbehilfe und Abtreibung. Zudem kann auch ein erster Einblick in die Themenfelder Tugendethik, Utilitarismus, Verantwortungsethik und Menschenbilder der modernen Humanwissenschaften hergestellt werden.
Dabei wird die grundlegende Kompetenz des Argumentierens und Urteilens durch selbstständiges Reflektieren, begründetes Bewerten und kritisches Hinterfragen durch das Einnehmen eines ethisch-moralischen Standpunkts zum Sachverhaltes gefördert.


  • Baustein F2 - Film-Tipp „Gattaca“ (Trailer) (Film ca. 100 Min.)
Der Film „Gattaca“ (1997) ist eine fiktive Geschichte, die mit den Konsequenzen von technischen Errungenschaften und deren Einfluss auf die soziale Lebenswelt des Menschen zur Diskussion und zum Nachdenken anregen soll. Er spitzt die Folgen von Pränataldiagnostik zu durch die Beschäftigung mit der Frage „Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn sich alle Frauen pränatalen Diagnosen unterziehen würden?“.
Die SuS können mithilfe dieses Films ihre Reflektionskompetenz weiter ausbilden und erhalten so ein feineres Gespür für die Facetten des Themas. Zudem lassen sich hier verschiedene Themenbereiche des Fachs „Ethik“ miteinander verbinden und so Unterschiede und Gemeinsamkeiten feststellen.
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Unterrichtsreihe zum Thema „Sterbehilfe“


Hinführung


  • Baustein A1 - Auszug aus dem Grundgesetz (GG), Art. 2, Abs. 2 (ca. 10 Min.)
„Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.“
Abhängig von den räumlichen Gegebenheiten wird der Auszug aus dem Grundgesetz den SuS mittels eines Tafelanschriebs, einer Overhead-Folie oder über den Beamer präsentiert. Die Lehrkraft hält sich dabei zunächst komplett zurück und aktiviert so die SuS durch den zuvor gegebenen stillen Impuls. Da die einzelnen Begriffe im Grundgesetzartikel nicht ausdifferenziert werden, kann im späteren Verlauf der Sitzung auf diesen zurückgegriffen werden, z.B. um eine möglichst offene Diskussion anzuregen. Geeignete Fragestellungen hierfür sind:
  • Was bedeutet dieser Auszug für euch?
  • Was assoziiert ihr mit diesem Auszug? Stimmt ihr dem Auszug zu?
  • Kennt ihr Situationen aus dem Alltag, in denen die Einhaltung schwierig ist?
  • Woher könnte diese Aussage stammen?
Eine andere Möglichkeit wäre, durch das Weglassen der Quelle die Gültigkeit der Aussage des GG zunächst freier mit den SuS zu erörtern. Um einen Übergang zur Problemstellung zu schaffen, muss dann die Frage gestellt werden, ob ein Mensch auch das Recht hat, sich frei für den eigenen Tod zu entscheiden. Auf diese Weise müssen die SuS selbstständig einen Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Artikels aus dem GG und der Sterbehilfe herstellen. Gleichzeitig wird im Gespräch darüber die Kommunikationsfähigkeit der SuS gefördert.


  • Baustein A2 - Video „Von der Freiheit zu sterben - Sterbehilfe oder Pflicht zu leben“ (ca. 10-30 Min., je nach Länge des ausgewählten Videoausschnitts)
Das Video leitet in die Beantwortung der Frage nach einem selbstbestimmten Tod ein und kann somit voraussetzungsfrei zur Einführung in das Thema „Sterbehilfe“ eingesetzt werden. Bis zu Minute 3:37 werden die vier Formen von Sterbehilfe (d.i. aktive, indirekte, passive Sterbehilfe, Beihilfe zum Suizid) hinsichtlich ihrer Praxis und Rechtslage in Deutschland erklärt. Daraufhin wird dargestellt, ob und wie die Rechtslage geändert werden sollte. Diese Sequenz könnte im Unterricht nach der Besprechung der vier Formen zunächst frei diskutiert werden. Bis zu Minute 7:30 werden anschließend verschiedene Pro- und Contra-Argumente zu Sterbehilfe erläutert. Auch diese lassen sich im späteren Unterrichtsverlauf in der angeleiteten Problemlösungsphase aufgegreifen. Im letzten Teil des Videos nimmt der Sprecher persönlich Stellung. Dieser Teil sollte unter Umständen nicht gezeigt werden, um die eigenständige Meinungsbildung der SuS nicht zu beeinflussen.
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  • Baustein A3 - Karikatur „Mit spitzer Feder“ (ca. 10-15 Min.)
Diese Karikatur kann für eine Bildanalyse genutzt werden, die eine beliebte Methode zur Einführung in ein neues Thema darstellt. Mittels einer zweischrittigen Vorgehensweise oder anhand der Geist-Methode (portal.education.lu) lassen die SuS folgendermaßen aktivieren: Im ersten Schritt können schwächere oder ruhigere SuS die Möglichkeit nutzen, nur eine Beschreibung zu erarbeiten. Im zweiten Schritt soll die Karikatur gedeutet und analysiert werden, was i.d.R. leistungsstärkeren SuS leichter fällt.
Als Überleitung sollen die SuS im Anschluss die Problemstellung herausarbeiten, die anhand der Karikatur ersichtlich wird. Das kann jedoch diejenigen abschrecken, die den Begriff „Sterbehilfe“ nicht kennen. In diesem Fall sollte die Lehrkraft eine kurze Begriffsdefinition zur Verfügung stellen. Mit der Bildanalyse wird die Interpretations- und Deutungskompetenz der SuS vertieft.
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Link zum externen Material (Thüringen Allgemeine Zeitung/NEL)


Problemstellung


  • Baustein B1 - Mögliche Einstiegsfragen - Think-Pair-Share (ca. 15-20 Min.)
  • Wenn wir ein Recht auf Leben haben, haben wir dann auch ein Recht auf Sterben?
  • Gilt die Selbstbestimmung auch beim Sterben?
  • Grenzenlose Selbstbestimmung?
  • Sollten wir selbst über die Art und Weise und den Zeitpunkt unseres Todes entscheiden dürfen?
Die aus der Hinführung erstandenen Fragen sowie die oben angeführten möglichen Einstiegsfragen können anhand der Think-Pair-Share-Methode (bpb) vertieft werden.
In der ersten Phase (Think) sollen sich die SuS in Einzelarbeit Gedanken über die Frage machen:
  • Was ist meine eigene Meinung zu der Problemstellung? Wie positioniere ich mich?
In der zweiten Phase (Pair) tauschen sich die SuS mit ihrem/r Sitzpartner/in aus. Durch diesen Gedankenaustausch kann die Hemmschwelle für die spätere Beteiligung im Plenum herabgesetzt werden. In einer letzten Phase (Share) werden die Gedanken und Meinungen der SuS im Plenum gesammelt. Die Think-Pair-Share-Methode fördert die Kommunikation- und Diskursfähigkeit. Zeitgleich lernen die SuS ihre eigene Meinung darzustellen und Argumente durch begründetes Bewerten kritisch zu hinterfragen.



Selbstgesteuerte Problemlösung


  • Baustein C1 - Arbeit mit Fallbeispielen
a) Fallbeispiele anhand verschiedener Nationen in Gruppenarbeit bearbeiten und vorstellen (ca. 30 Min.)
In der Gruppenarbeit sollen sich die SuS mit den unterschiedlichen rechtlichen Situationen innerhalb der EU zum Thema „Sterbehilfe“ beschäftigen und hierfür die gegebenen Materialien ausarbeiten. Im ersten Schritt werden die Texte in Einzelarbeit gelesen. In einer nächsten Phase sollen eventuell aufgekommene Fragen geklärt werden, um dann die Kernthese und die Argumente herauszuarbeiten. Diese können auf einer Overhead-Folie oder Ähnlichem festgehalten werden. In der letzten Phasen können die SuS eine persönliche Stellungnahme verfassen. Hier können sie der Frage nachgehen, inwiefern sie den Maßnahmen der jeweiligen Nation zustimmen oder nicht. Die Gruppenarbeit kann in der kontrollierten Problemlösung weitergeführt werden, indem die SuS ihre Ergebnisse im Plenum vorstellen und diskutieren. Durch diese Gruppenarbeit wird das Textverständnis, Urteilsbildung und Reflexionskompetenz gefördert.
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Link zum externen Material (Fachverband Ethik e.V.)


b) zu Fallbeispielen intuitiv eine Entscheidung treffen/ Meinung bilden (ca. 15 Min.)
Mögliche Fallbeispiele könnten sein:
  • Mutter/Vater liegt nach Unfall im Koma, wacht nach einigen Wochen mit irreversiblen Hirnschäden auf, sodass sie/er sich nicht mehr mitteilen kann. Den Familienangehörigen ist bekannt, dass sie/er zuvor den Wunsch geäußert hat, im Falle einer solchen Situation nicht weiterleben zu wollen.
  • Mutter/Vater oder Kind leidet an einer unheilbaren, zum Tod führendenden Krankheit und äußert aufgrund der Schmerzen den Wunsch, vorzeitig zu sterben.
Die Auseinandersetzung mit den Fallbeispielen regt die Entscheidungsfindung sowie Urteilsbildung an. In einem anschließenden Austausch sollten die unterschiedlichen Argumente der SuS gesammelt werden, um sie im weiteren Unterrichtsverlauf einbinden zu können.


  • Baustein C2 - Gruppenpuzzle (LehrerInnenfortbildung Baden-Württemberg) (ca. 30-45 Min.)
In dieser Gruppenarbeit soll der Text „Sterbebegleitung statt Sterbehilfe“ der Konrad-Adenauer-Stiftung von den SuS aufgearbeitet werden, in dem das Für und Wider zu der Sterbehilfe und Sterbebegleitung erläutert wird. Die eine Hälfte der Klasse beschäftigt sich mit Sterbehilfe, die zweite mit der Sterbebegleitung. Innerhalb dieser Gruppen findet eine zweite Einteilung in Pro- und Contra-Gruppen statt. Jede/r Schüler/in liest den Text und sucht die Argumente der zugeteilten Position heraus. Nach der Einzelarbeit kommen die die SuS in ihren Experten-Gruppe zusammen. Hier wird dann ein inhaltlicher Konsens gefunden, mit dem die Experten dann im Gruppenpuzzle mit jeweils einem Experten aus allen anderen Gruppen zusammengehen, um sich dort gegenseitig umfassend zu informieren. In der letzten Phase kommen jeweils vier Personen zusammen und informieren sich gegenseitig über die Argumente für und wider Sterbebegleitung und Sterbehilfe. Durch die Methode wird insbesondere der Kompetenzbereich „Argumentieren und Urteilen“ gefördert.
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Link zum externen Material (Konrad-Adenauer-Stiftung) - Alle lesen den Text (EA)


  • Baustein C3 - Rollenspiel
Diskussion mit Rollenkarten - Sterbehilfe (Universität Trier) (ca. 30-45 Min.)
Um das Rollenspiel durchzuführen, müssen die SuS bereits über Vorwissen zum Thema „Sterbehilfe“ verfügen. Von daher bietet sich diese Methode vor allem in aufbauenden und weiterführenden Stunden zum Thema an. In dem beigefügten Dokument finden sich unterschiedliche Rollen. Zunächst werden die SuS in sechs Gruppen aufgeteilt, in welchen sie sich mit ihrer Rollenkarte vertraut machen und Argumente für ihre Position entwickeln sollen. Hier bietet sich auch an, dass die SuS ihre Rollen kreativ erweitern. Sollten die Gruppen Probleme bei der Findung von Argumenten haben, kann die Lehrkraft zur Unterstützung auf die Argumente aus dem Dokument verweisen. Nach der Ausarbeitung findet eine Aufführung des Rollenspiels statt. Ein mögliches Setting wäre eine Talkshow, in welcher die Problemstellung aus der Sicht der einzelnen Rollenposition diskutiert wird. Die Lehrkraft übernimmt hier die Rolle der Moderation. In der kontrollierten Problemlösung sollen die Argumente der Rollen im Plenum diskutiert werden. Durch das Einnehmen einer Rolle erweitern die SuS ihre Empathiefähigkeit und fördern ihre Kompetenzen im Bereich „Argumentieren und Urteilen“.


  • Baustein C4 - Textarbeit
Online-Artikel - Sterbehilfe (bpb) (ca. 20 Min.)
Anhand des Textes arbeiten die SuS die unterschiedlichen Formen der Sterbehilfe heraus. Textarbeit fördert Textverständnis, Lese- und Analysekompetenz der SuS. Die Ergebnisse werden in der Phase der kontrollierten Problemlösung besprochen.


  • Baustein C5 - Interaktive Europa-Karte (ca. 20 Min.)
Online-Material - Rechtliche Situation zur Sterbehilfe in der Europäischen Union (bpb)
Mithilfe der interaktiven Karte kann verdeutlicht werden, dass die rechtliche Situation in der EU sehr unterschiedlich ist. Die verschiedenen Formen und die unterschiedliche Handhabung können zu einem Problembewusstsein bei den SuS führen, zudem wird die strafrechtliche Verfolgung deutlich. Um gezielte Ergebnisse zu erarbeiten, sollte den SuS ein Arbeitsauftrag gegeben werden. Ein möglicher Arbeitsauftrag kann sein:
  • Vergleichen Sie die unterschiedlichen Rechtssituationen miteinander. Beurteilen und begründen Sie, welche Handhabung der Sterbehilfe Sie am gerechtesten empfinden.
Hierbei wird hauptsächlich die Analyse- und Urteilskompetenz gefördert. Ein Auswertungsgespräch sollte im Anschluss an die Arbeit mit der Karte erfolgen.



Kontrollierte Problemlösung


  • Baustein D1 - Online-Videos - „Positionen zur Sterbehilfe - Von Kirche bis Zivilgesellschaft“ (verschiedene Standpunkte zur Sterbehilfe) (ca. 25 Min.)
Diese Expertenvideos eignen sich besonders gut als Horizonterweiterung. Sie können vor allem nach den Fallbeispielen in der Möglichkeit 1b, dem Gruppenpuzzle und der Textarbeit aus der selbstgesteuerten Problemlösung genutzt werden. Die Videos eignen sich als guter Übergang zwischen der selbstgesteuerten Problemlösung und der Sicherung, da der neue Input eine Reflexion der Meinung der SuS bewirken kann. Sollten die Methoden aus der selbstgesteuerten Problemlösung nicht vorangegangen sein, können die Videos auch als Informationsquelle zu den unterschiedlichen Positionen von Sterbehilfe genutzt werden. Hier könnten sie auch in der Phase der Hinführung genutzt werden.
Link zum externen Material (bpb)


  • Baustein D2 - Diskussion
In der vorangegangen Phase der selbstgesteuerten Problemlösung haben die SuS in Gruppen die verschiedenen rechtlichen Situationen zum Thema Sterbehilfe innerhalb der EU erarbeitet. Nun werden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und besprochen. Daran anschließen kann eine Diskussionsrunde, auch unter Berücksichtigung der vorangegangenen Problemfrage (siehe Problemstellung - Mögliche Einstiegsfragen) angeleitet werden. Hier wäre beispielsweise eine Podiumsdiskussion oder Plenumsdiskussion denkbar. Alternativ kann auch ein Rollenspiel mit den im Text genannten Positionen stattfinden. Mögliches Setting könnte hier eine Sitzung im EU-Parlament sein, in der ein europäischer Beschluss zu Sterbehilfe gefunden werden soll. Die SuS verteidigen dann in ihren Rollen die jeweilige Position anhand der Argumente, die sie zuvor in der Gruppenarbeit erarbeitet haben.
Didaktik: Urteilsbildung, Reflexion, Darstellungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit
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Link zum externen Material (Fachverband Ethik e.V.)


  • Baustein D3 - Stimmungsbild (zum vorangegangenen Rollenspiel) (ca. 15-20 Min.)
Um das Stimmungsbild durchzuführen, sollte die Lehrkraft vor der Aufführung des Rollenspiels darauf aufmerksam machen, dass die SuS auf die unterschiedlichen Argumente achten und jene Argumente notieren sollen, die sie überzeugen konnte. Das Stimmungsbild findet nach dem Rollenspiel statt. Die Ausführung sieht vor, dass die SuS, welche die Rollen gespielt haben, die Meinungspole bilden. Die anderen SuS sollen sich dann zu der Meinung positionieren, die sie am meisten überzeugt hat. Diese räumliche Positionierung fördert die Aktivierung der SuS und gibt jedem/r die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Durch eine anschließende Reflexionsphase soll den SuS die Möglichkeit gegeben werden, ihre Meinung zu begründen und eventuelle Meinungsänderungen zu erörtern.



Sicherung


  • Baustein E1 - Fallbeispiele den verschiedenen Formen von Sterbehilfe zuteilen (ca. 15-20 Min.)
Die Sicherung soll nach Blesenkemper „das Gelernte durch analytische Verfahren auf den Begriff bringen“. Dies soll in dieser Unterrichtsreihe umgesetzt werden, indem die SuS das Gelernte, hier: die verschiedenen Formen der Sterbehilfe (indirekt, aktiv, passiv usw.) in Form eines „Puzzles“ zusammenbringen. Dabei werden verschiedene Fälle ausgeteilt, welche von den Schülerinnen und Schülern dann zur jeweiligen Form zugeordnet werden müssen. Das Online-Dokument bietet dafür verschiedene Fallbeispiele, welche jeweils einer Form zugeordnet werden müssen. Die SuS lernen, die aus dem Text herausgearbeiteten Inhalte (Phase 3) anzuwenden. Dabei wird auch ersichtlich, ob sie die verschiedenen Formen der Sterbehilfe verstanden haben. Wichtig ist nämlich nicht nur, die Theorie zu verstehen, sondern diese auch anwenden zu können. Die Lehrkraft kann hierbei ebenfalls überprüfen, ob den Schülerinnen und Schüler die Unterschiede ersichtlich wurden. Durch diese Aufgabe werden außerdem die Kompetenzen „Analysieren und Reflektieren“ gefördert.
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Link zum externen Material (Universität Trier)


  • Baustein E2 - Interaktive Europa-Karte
Eine weitere Form der Sicherung stellt die der Online- Karte dar, welche aufzeigt, wie die einzelnen Ländern der EU mit der Sterbehilfe umgehen. Dabei wird auf die rechtliche Lage hingewiesen. Durch die Arbeit mit der Karte wird bei den SuS ein Problembewusstsein entwickelt und sie erhalten einen Überblick über die einzelnen Formen der Sterbehilfe sowie die rechtliche Situation in allen EU-Ländern. Hier wird also das gelernte Wissen der Realität ausgesetzt, und die SuS erkennen nicht nur den theoretischen sondern auch den praktisch umgesetzten Teil. Diese interaktive Europa Karte, welche sehr anschaulich gestaltet ist, den SuS außerdem eine alternative, anschauliche Variante der Sicherung.
Es ist möglich, beide Ideen miteinander zu verknüpfen, wenn dies die Stunde bzw. die Zeit zulässt, da beide einen verschiedenen Schwerpunkt setzen.
Link zum externen Material (bpb)



Transfer


Nach Blesenkemper sollen die SuS in der Phase des Transfers das Gelernte „dialektisch anwendend, transferierend und bewertend ins Verhältnis setzen“. Dies lässt sich nur schwer von der Lehrkraft initiieren - er/sie kann es einleiten, aber der eigentliche gedankliche Prozess obliegt dem/der Schüler/in. Unten wurden einige Ideen gesammelt, welche man für die Phase des Transfers anwenden kann.


  • Baustein F1 - Weiterführende Fragestellungen
- Gibt es lebensunwertes Leben?
- Gibt die Sterbehilfe dem Leben wieder einen Wert?
Die oben stehenden Fragen können beispielsweise gemeinsam in einer Plenumsdiskussion besprochen, oder einzeln von den SuS schriftlich in Form eines Essays bearbeitet werden. So haben die SuS die abschließend Möglichkeit, zum Thema Stellung zu beziehen.


  • Baustein F2 - Schreibaufgabe
In einer abschließenden Schreibaufgabe sollen die SuS die gesammelten Argumente der Diskussionsrunde nochmals reflektieren und daraufhin ihre persönliche Position zum Thema darlegen. In einem Brief an einen Politiker formulieren sie einen begründeten Vorschlag zu ihrer favorisierten Gesetzeslage bezüglich Sterbehilfe. Die konkrete Aufgabenstellung lautet: „Schreibe einen Brief an einen Politiker, in welchem du eine Gesetzeslage zur Sterbehilfe in Deutschland vorschlägst und begründest.“


  • Baustein F3 - Hausaufgabe (zum Rollenspiel)
Ausgehend vom Rollenspiel bekommen die SuS die Hausaufgabe, schriftlich begründet auszuführen, ob und inwiefern sie in ihrer ursprünglichen Haltung zum Thema Sterbehilfe umgestimmt bzw. bestärkt wurden. Auf diese Weise gehen die SuS nochmals auf die Argumente des Rollenspiels ein und reflektieren, wie sie nun zum Thema stehen, nachdem sie sich mit einigen Ansichten und Argumenten zur Sterbehilfe aktiv auseinandergesetzt haben. Dieser Abschluss der Unterrichtseinheit hat die argumentative Begründung und Erläuterung der eigenen Position zum Ziel, da die SuS sich zu Beginn der Unterrichtseinheit noch spontan und unvorbereitet bezüglich des Themas Sterbehilfe positionieren sollten. Im Anschluss kann von der Lehrkraft z.B. durch die räumliche Positionierung an einer Pro-Contra-Linie im Klassenraum ermittelt werden, wie sich die Meinungen der SuS geändert haben.



Unterrichtsreihe zum Thema „Schwangerschaftsabbruch”


Hinführung


In der Hinführung sollen sich die SuS mit ihrer persönlichen Einstellung zu dem Thema „Elternschaft” auseinandersetzen und ihre eigene Einstellung bezüglich dieses Themas mithilfe des vorliegenden Materials reflektieren. Dies dient als geeigneter Einstieg in das Thema „Schwangerschaftsabbruch“, da die SuS sich zunächst mit den Bedingungen auseinandersetzen, welche für sie erfüllt sein müssen, bevor sie sich persönlich für ein Kind entscheiden. Auf Grundlage der Einstellungen der SuS können die Herausforderungen einer ungeplante Schwangerschaft im weiteren Unterrichtsverlauf verdeutlicht werden. Die Bausteine sind für alle Geschlechter geeignet.


  • Baustein A1 - „Wann bin ich bereit für ein Kind?“ Think-Pair-Share (ca. 20 Min.)
Die Lehrkraft stellt zunächst die Frage in den Raum: „Welche Umstände müssen erfüllt sein, damit Sie ein Kind bekommen wollen?“. Die SuS bearbeiten daraufhin eigenständig das Arbeitsblatt. Hier beantworten die SuS verschiedene Fragen im Hinblick auf die Umstände, in denen sie ein Kind bekommen möchten. Danach beginnt die Pare-Phase, in der die SuS sich zunächst mit einem Partner austauschen, um daraufhin Ihre Ergebnisse im Plenum zu besprechen. Dieser Arbeitsauftrag ist für alle Geschlechter geeignet.
Die SuS beschäftigen sich mit ihrer persönlichen Einstellung zum Thema und können diese miteinander vergleichen. Dies bietet sich als schneller, einfacher Einstieg in das Thema an.
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Link zum externen Material (Planet Schule)


  • Baustein A2 - Wann bin ich bereit für ein Kind? (ca. 45 Min.)
Die Lehrkraft stellt zunächst die Frage in den Raum: „Welche Umstände müssen erfüllt sein, damit Sie ein Kind bekommen wollen?“. Die SuS bearbeiten daraufhin eigenständig das Arbeitsblatt. Hier beantworten die SuS verschiedene Fragen im Hinblick auf die Umstände, in denen sie ein Kind bekommen möchten. Daraufhin werden die Ergebnisse im Plenum gesammelt und auf Plakaten festgehalten. Die SuS sollen dazu geeignete Überschriften für die jeweiligen Plakate finden (denkbar wäre hier zum Beispiel: soziales Umfeld, finanzielle Mittel etc.). Die Plakate werden im Raum aufgehängt, um später wieder auf sie zurückgreifen zu können. Zum Abschluss ordnen die SuS die verschiedenen Überschriften nach Wichtigkeit. Im Plenum kommt es daraufhin zu einer abschließenden Diskussion. Dieser Arbeitsauftrag ist für alle Geschlechter geeignet.
Die SuS beschäftigen sich mit ihrer persönlichen Einstellung zum Thema und können diese mit den Mitschülern vergleichen. Die verschiedenen Faktoren, welche der Klasse in diesem Kontext wichtig sind, werden deutlich und dienen später als Positivbeispiel. Die SuS lernen ihre eigene Einstellung durch die Rangliste noch besser kennen.
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Link zum externen Material (Planet Schule)


  • Baustein A3 - „Ich hatte eine Abtreibung!" (ca. 15 Min.)
Im folgenden wird den SuS ein Video gezeigt, in dem Frauen im Nachhinein über ihre Abtreibungen sprechen. Außerdem wird auf den §219a eingegangen, zu dem ein aktueller Bezug im Plenum hergestellt werden kann. Ein Impuls zur Vorbereitung auf das Video kann folgender sein: „Ich zeige euch gleich ein Video, in dem Frauen über ihre Abtreibung sprechen. Welche Emotionen erwartet ihr?". Die SuS sprechen dann kurz im Plenum mögliche Erwartungen und Emotionen an und halten diese an der Tafel (z.B. als Mind-Map) fest. Nach dem Ende des Videos sollen die SuS ihre persönlichen Beobachtungen schildern und dem Tafelbild neue Eindrücke hinzufügen.
Die SuS lernen ihren Mitschülern aktiv zuzuhören und auch Unterrichtsinhalte nachvollziehbar wiederzugeben .
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Link zum externen Material (YouTube)



Problemstellung


In der Problemstellung sollen die SuS in ihrer Fremdwahrnehmung geschult werden und lernen sich anhand von Fallbeispielen in die Situation der potentiellen Eltern hineinzuversetzen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt haben. Die SuS müssen hierbei empathisch denken können und sich für Situationen sensibilisieren, die ihnen möglicherweise persönlich nur mittelbar begegnet sind. Die Schulung einer interpersonellen Kompetenz in dieser Hinsicht ist grundlegend, um ein gewisses Fingerspitzengefühl bei der Auseinandersetzung mit der Thematik gewährleisten zu können. Eine Bedingungsanalyse geht dem Einsatz dieser Bausteine voraus. So ist darauf zu achten, dass die Gruppe konstruktiv argumentiert.

  • Baustein B1 - Stationenarbeit, Kreatives Schreiben (ca. 30 Min.)
Den SuS wird zunächst mit dem Zufallsprinzip ein Zitat zugeordnet, welches sie dann anhand eines Arbeitsauftrages bearbeiten, der an Station ausgelegt wird. Die Zitate sind Interviews entnommen, die das Zeit-Magazin mit Frauen durchgeführt hat, die einen Schwangerschaftsabbruch vollzogen haben. Der Arbeitsauftrag soll einen kreativen Schreibprozess auslösen, der die SuS dazu anhält, sich gestaltend mit den Zitaten und den zugrundeliegenden Positionen auseinanderzusetzen.
Die SuS sollen zunächst die Stimmung beschreiben, die bei dem Lesen der Äußerungen bei Ihnen ausgelöst wird, um sich für die mögliche Situation des Äußerungskontexts zu sensibilisieren. Im nächsten Schritt sollen die SuS die möglichen Lebensumstände der Person beschreiben, die das Zitat geäußert hat. Anschließend verfassen die SuS ein fiktives Interview mit einer Person, die einen Schwangerschaftsabbruch vollzogen hat. Die Ergebnisse des Arbeitsauftrages werden in Form von Expertengruppen in den Stammgruppen besprochen und reflektiert. (Diese Methode wird im externen Material erläutert).
Die SuS rekonstruieren kreativ menschliche Handlungen, die das Potenzial dazu haben, sie divergent denken zu lassen.
Datei:Zitate+ Aufgaben .pdf


  • Baustein B2 - Herausforderungen bei einer ungeplanten Schwangerschaft (ca. 45 Min.)
Dieser Baustein bietet sich besonders nach der Bearbeitung von Baustein A2 an, kann jedoch in abgewandelter Form in Kombination mit anderen Bausteinen verwendet werden. Dabei empfiehlt es sich, den Rückblick wegzulassen.
Zunächst betrachten die SuS, die Plakate, welche im Rahmen von Baustein A2 angefertigt wurden. Für jedes Plakat gibt es eine Gruppe, welche nun aus den dargestellten Vorteilen ableiten soll, welche Nachteile bestehen, wenn diese Faktoren nicht gegeben sind. Diese Nachteile, werden direkt auf das Plakat übertragen. Nach der Gruppenarbeitsphase stellen die SuS ihre Ergebnisse im Plenum vor. Dadurch werden die Herausforderungen von jungen werdenden Eltern verdeutlicht. Der zweite Teil dieses Bausteins beschäftigt sich mit den Herausforderungen bei einer ungeplanten Schwangerschaft. Dazu lesen die SuS sich zunächst den Text (siehe Material) und arbeiten daraufhin die verschiedenen Einflussfaktoren heraus. Hier wird erneut die Think-Pair-Share Methode angewandt.
Die SuS lernen in diesem Baustein, welche Probleme und Herausforderungen bei einer ungeplanten Schwangerschaft auftreten.
Mehr Informationen zu diesem Material auf PUMa
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  • Baustein B3 - Die Lage der Väter (ca. 50 Min.)
In diesem Baustein wird anhand eines Fallbeispiels der mögliche Konflikt zwischen den Absichten der werdenden Mutter und dem Kindsvater behandelt. Die SuS sollen sich in die Lage des Paares versetzen und einen fiktiven Dialog verfassen, in dem sich beide über die Möglichkeit einer Abtreibung unterhalten.
In diesem Baustein wird die Sicht des Mannes auf das Thema behandelt. Damit soll eine zu einseitige Behandlung des Themas vermieden und verhindern werden, dass sich männliche Schüler gedanklich und moralisch ausklinken. Zudem sollen sie dafür sensibilisiert werden, dass auch Männer unter einer Abtreibung leiden können.
Die SuS beschäftigen sich in diesem Baustein damit, welche geschlechtsspezifischen Ängste und Probleme bei einer ungeplanten Schwangerschaft auftreten können.
Folgendes Arbeitsblatt ist für diesen Baustein vorgesehen
Datei:Q1 Medizinethik Schwangerschaftsabbruch. AB Lage der Väter.pdf



Selbstgesteuerte/Kontrollierte Problemlösung


In der Phase der Problemlösung sollen die SuS auf Grundlage der Materialien Textanalyse betreiben und die in den Texten enthaltenen Argumente reflektiert und kritisch anwenden können. Vorrangiges Ziel ist es, eine sachliche Debatte führen zu können und mögliche Fehlinformationen der SuS zu dem Thema Schwangerschaftsabbruch zu revidieren. Hierzu werden umfangreiche Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch in Form von Arbeitsblättern und Materialien angeboten.


  • Baustein C1 - Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch (ca. 45 Min.)
Der Kurs wird in Gruppen eingeteilt, die jeweils einen Aspekt zum Thema vorbereiten. Mit Hilfe von Arbeitsblättern soll ein Kurzvortrag erarbeitet werden, um den Kurs die Informationen weiterzugeben. Zudem sollen Plakate erstellt werden, die während der Unterrichtseinheit im Kursraum hängen bleiben. Ziel ist es, durch Aufklärung und Informationen alle SuS auf einen Wissensstand zu bringen und eventuelle Fehlinformationen aus dem Weg zu räumen. Dies soll eine sachliche Debatte möglich machen und eine rein emotional geführte Diskussion vermeiden.
Folgende Themenfelder können bearbeitet werden:
  • Wie läuft ein Schwangerschaftsabbruch ab?
  • Rechtliche Grundlagen in Deutschland
  • Rechtliche Grundlagen in Europa
  • „Wir haben abgetrieben“ - Der Stern-Artikel und seine Folgen
  • Position der Väter
Dazu können folgende Materialien verwendet werden:
Die SuS haben nach dieser Arbeitsphase umfangreiche Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch.


  • Baustein C2 - Argumentationsdebatte (ca. 45 Min.)
Die SuS behandeln vier unterschiedliche Positionen, welche im bpb-Artikel „Schwangerschaftsabbruch“ aufgeführt werden (konservative, radikalliberale, gemäßigt liberale Position, Pränatale Diagnostik). Die Positionen schreiben dem Embryo einen jeweils anderen moralischen Status zu, nach dem sich die Argumentationen bezüglich Schwangerschaftsabbrüchen richten. Ausgehend von diesen vier Standpunkten teilen sich die SuS in vier gleich große Gruppen auf, lesen den Teil ihrer gewählten/zugewiesenen Position und fertigen Notizen an. Im Anschluss folgt eine Argumentationsdebatte im Plenum. Hierbei vertreten die SuS den ihnen zugewiesenen Standpunkt des Artikels. Sie erläutern zunächst ihre Position, wobei zentrale Argumente hervorgehoben und in Bezug zu den weiteren Positionen gesetzt werden können.
Die SuS sollen durch diese Arbeitsphase üben, Argumente zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Außerdem lernen die SuS verschiedene Positionen der Debatte kennen.
Mehr Informationen zu diesem Material auf PUMa
Link zum externen Material (bpb)



Sicherung


  • Baustein D1 - Anfertigung eines Magazins (ca. 30 Min.)
Die SuS sollen als Abschluss des Themenfeldes „Schwangerschaftsabbruch“ ihr erarbeitetes Wissen in Einzelarbeit sammeln und festigen. Dafür sind die ersten beiden Seiten eines Magazins anzufertigen. Dazu gehören:
1) Ein Cover für das wissenschaftliche Magazin „Medicus 100“ mit Artikelüberschriften zu den verschiedenen bereits besprochenen Schwerpunkten.
2) Die Anfertigung von Einleitungen zu den jeweils zuvor aufgeführten Artikelüberschriften (wichtig ist, dass diese informativ und objektiv sind).
Die SuS reflektieren ihr Wissen und lernen begründet zu argumentieren.


  • Baustein D2 - Reflektionen in Form eines Lerntagebuchs für zu Hause (ca. 45 Min.)
In der Phase der Sicherung sollen die SuS die Ergebnisse der Arbeitsphasen, die in der Problemstellung und in der Problemlösung erarbeitet wurden, in Form eines Lerntagebuchs sichern. Die SuS sammeln die Ergebnisse in einer gesonderten Mappe und reflektieren ihre Arbeitsergebnisse unter Angabe von abschließenden Arbeitsaufträgen. Die Arbeitsaufträge richten sich nach den jeweiligen Bausteinen. Ein möglicher Arbeitsauftrag wäre z.B., dass man die Ergebnisse aus B1 und und C2, die bereits verschriftlicht wurden, in einer eigenen Stellungnahme reflektiert. Die SuS können so ihre eigene Meinung zu den Informationen und Thesen bezüglich des Themas “Schwangerschaftsabbruch” festhalten.
Die SuS lernen in dieser Arbeitsphase Argumente zu gewichten und auf dieser Grundlage eine eigene kohärente und begründete Argumentation zu entwickeln.



Transfer, Stellungnahme


In der Phase des Transfers sollen die SuS das Gelernte bewerten und zueinander in ein Verhältnis setzen können. Da die Thematik „Schwangerschaftsabbruch“ zu starken Kontroversen führen kann, ist darauf zu achten, dass den SuS vor der Phase des Transfers genügend Informationen und Positionen zu diesem Thema an die Hand gelegt worden sind.


  • Baustein E1 - Stellungnahme zur ethischen Vertretbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen (60 - 90 Min., je nach Redebedarf)
In der Phase der Stellungnahme verfassen die SuS ein Positionspapier, in dem sie sich zur ethischen Vertretbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen äußern. Darin müssen sie sich nicht klar dafür oder dagegen positionieren; falls einzelne SuS noch keine abschließende Meinung haben, können sie dies in ihrem Positionpapier erläutern. Um niemanden in die Bedrängnis zu bringen, den eigenen Standpunkt vor der Lerngruppe verteidigen zu müssen, werden die persönlichen Standpunkte in Form eines anonymen „Gallery Walks“ dem Kurs zugänglich gemacht. Die Positionspapiere sollten mindestens eine halbe Seite lang sein und die eigene Meinung fundiert begründen. Zur Wahrung der Anonymität kann mit dem Kurs abgesprochen werden, ob das Positionspapier handschriftlich oder am Computer verfasst wird. In beiden Fällen sammelt die Lehrkraft erst alle Papiere, um sie dann aufzuhängen. Nachdem den SuS Zeit gegeben wurde, sich die Positionspapiere der anderen durchzulesen, folgt ein abschließendes Gespräch im Plenum, in der über die verschieden Sichtweisen gesprochen wird. Bedingt durch die Anonymität kann es vorkommen, dass es zu ausfallenden oder persönlich verletzenden Aussagen kommt, wenn in den Positionspapieren emotional statt faktenbezogen argumentiert wird. Diese Problematik sollte in jedem Fall im Plenum kritisch besprochen werden.
Die SuS sollen in diesem Baustein ihre Meinung zum Thema formulieren und sich mit den Meinungen des Kurses auseinandersetzen. Zudem wird im anschließenden Gespräch die Kompetenz gefördert, sachlich Kritik zu üben.


  • Baustein E2 - Hausaufgabe zur Argumentationsdebatte C2
Ausgehend von der Debatte bekommen die SuS die Hausaufgabe, schriftlich auszuführen, ob es Argumente gab, die sie bezüglich ihrer ursprünglichen Meinung und Position umgestimmt bzw. bestärkt haben. Darüber hinaus sollen die jeweiligen Antworten begründet werden.
Nachdem sich die SuS mit unterschiedlichen Ansichten und Argumenten zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“ auseinandergesetzt haben, reflektieren sie, wie sie selbst zum Thema stehen. Zum Schluss der Unterrichtsreihe sind die SuS in der Lage, ihre Meinung diesbezüglich zu begründen.


Mögliche Unterrichtssequenzen


Die oben aufgeführten Bausteine zum Thema „Schwangerschaftsabbruch” können beispielsweise zu folgenden Unterrichtssequenzen zusammengebaut werden:


Medizinethik.png