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Wahrheit und Wirklichkeit 9/10 - Unterrichtsmaterialien

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Unterrichtsmaterialien

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Pluralität und Perspektivität von Wahrnehmung



Das Video „Mary“ visualisiert ein Gedankenexperiment, angelehnt an Frank Jackson, bezüglich des Leib-Seele-Problems. Mary ist eine Wissenschaftlerin, die sich mit der Farbwahrnehmung beschäftigt und zum ersten Mal Farben erblickt. Es stellt sich die Frage, ob Mary bei ihrer ersten Wahrnehmung von Farben neue Informationen gewinnt. Das Experiment richtet sich gegen die physikalistische These, dass es kein Ich-Bewusstsein gibt und das menschliche Gehirn einem Computer gleicht. Es eignet sich, um Argumente gegen den Physikalismus einzuführen und die Beschaffenheit sowie die Universalität der menschlichen Wahrnehmung zu hinterfragen. Das Material setzt sich dabei mit Pluralität und Perspektivität von Wahrnehmung auseinander. Die Interviewfragen aus dem dazugehörigen Text können als Diskussionsanregung oder Weiterführung genutzt werden.


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Mediale Wahrnehmung



Anstiften, Manipulieren, Verleumden: Mit dem Online-Spiel „Get Bad News“ lernen SuS ab der 9. Klasse spielerisch, wie man Desinformation und Fake News verbreitet. Indem sie deren Funktionsweise durchschauen, machen sich die SuS selbst resistenter gegen Falschmeldungen und Hass-Postings im Internet.
Das Spiel funktioniert folgendermaßen: In einem Messenger-Chat bekommen die SuS Anleitungen zum Erstellen von Fake News. Sie müssen sich dabei zwischen moderaten und provokanten Meldungen entscheiden. Schnell wird klar: Je provokanter und geschickter die Meldung, umso schneller wachsen die Follower-Anzahl und die Glaubwürdigkeit. SuS verbessern also spielerisch folgende Medienkompetenzen:
  • Informationen und ihre Quellen auswerten und bewerten
  • Medien analysieren und bewerten
  • Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren
„Get Bad News“ ist erst für SuS ab 14 Jahren geeignet, da einige Inhalte (z. B. die Nachricht von einem fiktiven Flugzeugunglück) emotionale Betroffenheit auslösen können. Die SuS brauchen lediglich einen Webbrowser. Downloads oder Anmeldungen sind für sie nicht erforderlich. Eine Runde des Spiels dauert etwa 20 Minuten. Außerdem gibt es eine PDF-Datei mit ausführlichen Hintergrundinformationen für Lehrkräfte. Sie eignet sich zur Unterrichtsvorbereitung, enthält aber auch Sachtexte zu Themen wie Identitätsbetrug, Polarisierung sowie Verschwörungstheorien, um diese im Unterricht behandeln zu können. Ein Vorschlag für den Aufbau einer Unterrichtsstunde mit „Get Bad News“ ist auch enthalten.



Wie entlarvt man eigentlich Fake News? Quelle checken, Bilderrückwärtssuche anwenden, recherchieren, Faktencheck-Seiten besuchen – und trainieren. Das Onlinespiel „SWR Fakefinder School“ ist eine einfache und spannende Gelegenheit dafür. Es eignet sich für SuS ab 14 Jahren, die ihre Fähigkeit im Unterscheiden von wahren und falschen Nachrichtenmeldungen im Internet verbessern wollen. Folgende Medienkompetenzen werden dabei verbessert:
  • Informationen und ihre Quellen auswerten und bewerten
  • Medien analysieren und bewerten
  • Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren

Das Spiel besticht durch sein übersichtliches Messenger-Design und seine einfache Sprache. Alle News sind echt, sowohl die wahrheitsgetreuen als auch die Falschmeldungen.

Zusätzlich gibt es einen 13-seitigen Infobogen. Lehrkräfte erfahren dort, wie sie die Schwierigkeit, die Dauer und den Umfang des Spiels individuell gestalten können. Sie erhalten außerdem eine Anleitung, wie sie die Leistungen ihrer SuS verfolgen können. Darüber hinaus können sie u.a. auf Arbeitsblätter für den Unterricht (Erwartungshorizont inklusive) zugreifen.
Das Spiel ist eine Alternative zu „Get Bad News“ (siehe oben), ist aber etwas realistischer und damit näher an den Alltagserfahrungen der SuS. Weitere Informationen findet man auf der Homepage des SWR.


SuS sind durch die Vielzahl an verschiedenen Formen von Medien ständig einer Flut von Informationen ausgesetzt. Dabei kann es für Jugendliche zu einer großen Herausforderung werden, zwischen Sachlichkeit und Polemik zu unterscheiden. Das gemeinsame Projekt der ARD, ZDF und Deutschlandradio „so geht MEDIEN“ bemüht sich seit 2016, Lehrkräfte bei der Vermittlung von Medienkompetenzen zu unterstützen. Das Projekt veröffentlichte eine Vielzahl von Materialien unter anderem auch eine Unterrichtsreihe mit der Problematisierung: „Was ist Meinung? Was ist eine Nachricht?“. Die Unterrichtseinheit deckt vor allem den Bereich der medialen Zugänge des Inhaltsfeldes „Unterschiedliche Wege zur Wahrheitsfindung“ des Hessischen Kerncurriculums ab. Es werden mit Hilfe eines Erklärvideos unterschiedliche Darstellungsformen von Informationen beispielhaft anhand von YouTube-Videos und der Tagesschau aufgezeigt und kritisch eingeordnet. Während das (fiktive) YouTube-Video als Meinungsäußerung angesehen und daher dekonstruiert wird, dienen die Sprecher*innen der Tagesschau als Beispiel für eine sachliche Berichterstattung. Auf der Webseite des Erklärvideos sind auch zusätzliche Materialien aufgeführt, wie zum Beispiel ein Quiz oder ein Vorschlag zum Stundenablauf.


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Unterschiedliche Wege zur Wahrheitsfindung



Was ist Wahrheit? Im Rahmen der Reihe „philosophisches Kopfkino" behandelt das Video von 3Sat Wissen die Frage nach dem Begriff „Wahrheit" und ihrem Beleg. Neben Wahrheitstheorien von Aristoteles, Thomas von Aquin, Kant und Hegel werden die Wahrheitsbegriffe des dialektischen Materialismus nach Marx sowie des Idealismus und des Pragmatismus kurz chronologisch vorgestellt. Dabei werden jeweils kurze Beispiele genannt, wodurch die Inhalte greifbar werden. Animierten Illustrationen verbildlichen den Inhalt zusätzlich.
Da es ein sehr kurzes Video ist, das inhaltlich anspruchsvolle Themen behandelt, bietet es sich an, das Material mehrfach mit den SuS anzusehen. Denkbar wäre der Einsatz als Unterrichtseinstieg oder vorbereitend für vertiefendes Material. Zudem regt das Video mit seinen klaren Beispielen zu Diskussionen an und fördert kritisches Denken sowie Reflexion.
Verfügbar bis: 01.01.2030


Dieser Podcast von Deutschlandfunk Kultur widmet sich dem Lügnerparadoxon, das oft auf die Bibelstelle „Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche” (Tit 1, 12) zurückgeführt und deshalb auch „Kreterparadox” genannt wird. Die zentrale Frage: Wenn der Satz „Alle Kreter sind Lügner” wahr ist und der Sprecher selbst ein Kreter ist, wie ist der Satz einzuordnen? Als wahre Aussage oder Lüge?
Das Paradoxon ist in verschiedenen weiteren Formulierungen bekannt: „Ein Mann sagt: Ich lüge gerade.” (Bertrand Russell). „Diese Aussage ist falsch.” „Die nächste Aussage ist falsch. Die vorhergehende Aussage ist wahr.”
Das Paradoxon setzt sich wie folgt zusammen: Ist die Aussage “Ich lüge gerade” wahr, muss der Satz selbst falsch sein, da das Gegenteil behauptet wird, nämlich, dass ich lüge - ist der Satz wahr, muss er also gleichzeitig falsch sein. Ist der Satz aber falsch, dann heißt das, dass ich nicht lüge, sondern die Wahrheit spreche – er ist also wahr.
Im Podcast wird der antike Ursprung und die Aussage Epimenides verständlich dargelegt, das Lügenparadoxon als fundamentales logisches Problem präsentiert und die Frage nach der Überwindung der Endlosschleife diskutiert.
Als Wissensgrundlage und Impuls bietet der Podcast eine Möglichkeit, das Paradoxon auf die Lebenswelt der SuS zu übertragen. In 4 Minuten liefert der Podcast Denkanstöße und vertieft das Verständnis von Logik und Widersprüchen.

Geeignet als Hintergrund- oder Vertiefungsmaterial:

Ergänzend bietet diese Leseprobe des Penguin-Verlags (S. 10, 11) vertiefende geschichtliche Hintergründe. Ebenso kann das sprachliche Zustandekommen der Paradoxie erarbeitet werden. Da es sich um eine Leseprobe handelt, ist nur ein Ausschnitt von 2 Seiten verfügbar. Das Kapitel ist daher nicht vollständig.



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Gesellschaftliche Relevanz des Wahrheitsgebots



In Norwegen gerät die von Influencer/-innen und der Werbung hervorgerufene schöne, manchmal realitätsferne Welt ins Wanken. Dort wurde im Jahr 2022 ein Gesetz verabschiedet, das die Kennzeichnung retuschierter Fotos von Influencer/-innen und in der Werbung verlangt. In diesem kurzen Online-Artikel schildert die Nachrichtenplattform NTV, warum sich die norwegische Regierung für diesem Schritt entschieden hat und erläutert die Folgen dieser offenbar makellosen Bilder für die Psyche von Jugendlichen. Das Thema ist sehr lebensweltnah, da die Lernenden direkt als Betroffene angesprochen werden. Es kann darüber diskutiert werden, inwieweit eine Verschönerung von Fotos bereits als Lüge angesehen werden kann. Der Artikel lässt sich mit den Materialien zu Kant und dem kategorischen Imperativ verknüpfen und passt zum Unterpunkt der „gesellschaftliche Relevanz des Wahrheitsgebots“ des Inhaltsfelds „Wahrheit und Wirklichkeit“. Der Text ist hier auch didaktisch aufbereitet und somit zugänglicher für Lernende der fünften und sechsten Jahrgangsstufe erhältlich. Es stehen leider keine weiterführenden Aufgaben zu den Texten zur Verfügung.


Kann man den Medien heutzutage noch trauen? GEO zeigt in diesem Online-Artikel deutlich, welche Konsequenzen der Fortschritt künstlicher Intelligenzen bei der Generierung von Bildern für die Informationsgesellschaft hat. Es werden fünf Tipps an die Hand gegeben, wie Bilder, die mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt wurden, leichter erkannt werden können. Dabei wird auf die Schwierigkeit der Unterscheidung eingegangen sowie auf typische Fehler, zu denen die künstliche Intelligenz beim Erstellen von Bildern (noch) neigt. Des Weiteren wird ein Selbsttest angeboten, bei welchem die erlernten Kriterien angewendet und die eigenen Fähigkeiten beim Erkennen von KI-generierten Bildern überprüft werden können. Das Material schult die Medienkompetenz der Lernenden und begründet eine gewisse Skepsis in Bezug auf die Darstellung von „Wahrheiten“. Wichtig zu wissen ist, dass das Material Werbung enthält und nicht didaktisiert ist. Es bietet sich jedoch an, um skeptische Positionen, wie beispielsweise Descartes Meditationen, anhand aktueller Beispiele zu begründen. Der Text ist verständlich geschrieben und die Bilder zeigen KI-Editionen, auf denen bekannte Persönlichkeiten abgebildet sind. Zudem lässt sich das Material gut mit dem Spiel „SWR Fakefinder School“ verbinden, welches ebenfalls Teil dieser Rubrik ist.


Die Webseite schule-bw.de bietet verschiedene Unterrichtsmaterialien zu Kants Moralphilosophie an, welche angepasst auch für die 10. Klasse eingesetzt werden können. Der hier aufgelistete Moraltest gibt einen leicht verständlichen schematischen Überblick zur praktischen Anwendung des Kategorischen Imperativs. Dieses Schema kann genutzt werden, um mit den SuS das Wahrheitsgebot und dessen Bedeutung für die Gesellschaft zu erschließen. Dazu kann die Maxim „du sollst lügen“ mithilfe des Schemas überprüft werden. Allerdings müssen zuvor die theoretischen Grundlagen des (ersten) Kategorischen Imperativs eingeführt werden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Betreiber*innen der Webseite das Arbeitsblatt für die 11./12. Jahrgangsstufe empfehlen. Jedoch sollten die Formulierungen und die Arbeitsschritte des Materials auch für Schüler*innen der 10. Klasse gut verständlich sein. Um möglichen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung entgegenzuwirken, könnte die soziale Form beispielsweise als Partner- oder Gruppenarbeit angesetzt werden.
Durch die Auseinandersetzung mit der Bewertung und Relevanz von Wahrheit werden Kompetenzen im Bereich „Wahrnehmen und Deuten“ besonders gefördert. Auch der Kompetenzbereich des „Analysieren und Reflektieren“ wird hinsichtlich der individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung der Thematik abgedeckt.
Wann darf ich lügen? Und hat Kant immer Recht? Auf der Webseite abenteuer-philosophie.de ist unter dem Artikel „Darf ich (not-)lügen?“ von Barbara Fripertinger ein fiktives Interview mit Immanuel Kant zu finden, welches diesen Fragen nachgeht.
In dem Gespräch wird Kant nach Ausnahmen bezüglich des Wahrheitsgebots gefragt. Eine Auseinandersetzung der SuS mit dem Kategorischen Imperativ und dem damit verbundenen Verbot zu lügen, ist daher vorauszusetzen. Das Interview eignet sich gut um rollenverteilt von zwei SuS vorgelesen zu werden. Die Antworten Kants sind teilweise aus seinem Artikel „Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen“ entnommen. Entsprechend könnten einige Formulierungen für die 9./10. Klasse schwer verständlich sein. Daher wird empfohlen zunächst Begrifflichkeiten im Plenum zu klären, um anschließend die Aussagen Kants kritisch zu diskutieren. Das Ziel der Unterrichtseinheit sollte die Formulierung einer eigenen Position zur Notlügenproblematik durch die SuS sein.
Die Formulierung einer eigenständigen Position übt vor allem Kompetenzen aus dem Bereich des „Analysieren und Reflektieren“. Durch die argumentative Arbeitsweise werden von den SuS ebenfalls Kompetenzen aus den Bereichen „Wahrnehmen und Deuten“ und „Argumentieren und Urteilen“ eingeübt. Eine gemeinsame Erarbeitung der Aussagen von Kant hilft beim Erwerb von Kompetenzen im Bereich „Interagieren und Sich-Mitteilen“.


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