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Q2.5 - Sprache als Voraussetzung von Erkenntnis - Unterrichtsmaterialien
Inhaltsverzeichnis
Unterrichtsmaterialien
Allgemein
- Online-Podcasts Sagen & Meinen - Der Sprachcheck (Deutschlandfunk)
Der DLF bietet eine sprachliche Analyse verschiedener öffentlich häufiger, aber unreflektierter Begriffe an. Die kurzen Folgen veranschaulichen gut den namensgebenden Unterschied zwischen intendierter Verwendung eines Begriffs und dessen tatsächlicher Bedeutung. Aufgrund der Kürze eignet sich der Podcast gut, um alltagsnah und gegenwartsbezogen in ein Grundproblem der Sprachphilosophie einzuleiten: das gewollte oder ungewollte Missverständnis eines Begriffes aus z.B. politischen Motiven. In der Verwendung im Unterricht ist allerdings zu beachten, dass die Bedeutung von Begriffen nicht festgelegt werden kann und deswegen die vom Podcast vermeintlich korrekte Bedeutung eines Wortes im Unterricht als relativ bzw. umstritten thematisiert werden sollte.
- Online-Artikel Humpty Dumpty (Wikipedia)
Der Wikipedia Eintrag zur Figur Humpty Dumpty aus dem Roman Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln von Lewis Carroll enthält einen für dieses Thema unausweichlichen Dialog zwischen Alice und besagtem Charakter. In diesem diskutieren beide, wie Wörter zu ihrer Bedeutung kommen. Humpty Dumpty vertritt dabei die These, dass derjenige, der die Macht die Bedeutung eines Wortes festzulegen dies bestimmt.
- Online-Video (ca. 60 Min) Phillip Hübl: Macht und Magie der Sprache (SRF Kultur Sternstunde Philosophie auf YouTube)
In diesem etwa einstündigen Video spricht der Moderator Yves Bossart mit dem Philosophen Philipp Hübl über zentrale Themen der Sprachphilosophie und Sprachwissenschaft. Das Gespräch ist vielfältig und deckt zahlreiche Aspekte ab, die sowohl philosophisch als auch gesellschaftlich relevant sind. Dabei werden die Sachverhalte klar verständlich dargestellt und teilweise mit Kurzfilmen illustriert. Um den Einstieg zu erleichtern, werden im Teaser verschiedene Videokapitel angeboten, die es ermöglichen, entweder die gesamte Diskussion anzusehen oder gezielt einzelne Sequenzen für den Unterricht auszuwählen. Das Video bietet spannende Impulse für den Ethik- und Philosophieunterricht, etwa zum Thema Framing, zur Bedeutung von Sprache für das Denken oder zur modernen digitalen Kommunikation. Es ist sowohl als Ganzes sehenswert als auch eine wertvolle Ressource für gezielte Unterrichtsvorbereitung. Gesellschaftlicher Kontext: Das Gespräch wurde im Jahr 2018 aufgenommen, was in Bezug auf einige Beispiele und Diskussionen beachtet werden sollte.
Videokapitel im Überblick: 0:00 Kapitel 1: Gesprächseinstieg und Einführung in das Thema Framing, illustriert an Reden von Donald Trump. • 10:11 Kapitel 2: Wie prägt Sprache unser Denken? • 13:35 Kapitel 3: Political Correctness und der Umgang mit Sprache: Was darf gesagt werden – und warum? • 21:15 Kapitel 4: Philosophische Perspektiven auf Sprache mit Bezug auf Wittgenstein und Chomsky. • 28:25 Kapitel 5: Die Frage, wie gut sich Menschen überhaupt durch Sprache verstehen können. • 34:15 Kapitel 6: Sprache und Denken im Kontext von Humboldt und der Sapir-Whorf-Hypothese. • 48:20 Kapitel 7: Digitale Kommunikation und der Einsatz von Emojis. • 51:33 Kapitel 8: Kommunikation mit KI und ein Ausblick in die Zukunft.
- Online Video (ca. 5 Min.) Sprache (Studyflix)
In diesem fünfminütigen Video von Studyflix erhalten die Schüler*innen einen ersten Einblick in die Definition und Funktion von Sprache. Es wird die Einordnung der menschlichen Sprache in verschiedene Verständigungsformen erläutert, darunter tierische Kommunikation, künstliche Sprachen (wie das Elbische aus „Herr der Ringe“) und formale Sprachen (z.B. Programmiersprachen). Außerdem wird Sprache als Zeichensystem vorgestellt, wobei der Begriff der Arbitrarität sprachlicher Zeichen erklärt wird. Abschließend thematisiert das Video die Unterschiede zwischen menschlicher und tierischer Kommunikation sowie den Sprachwandel. Das Video eignet sich für einen Einstieg in den Gegenstandsbereich der Sprachphilosophie, da es grundlegende Konzepte rund um Sprache auf einfache und zugängliche Weise erklärt, ohne die angerissenen Themen im Detail zu behandeln. Möglicherweise wäre es sinnvoll, die Schüler*innen zunächst in Partner- oder Gruppenarbeit eigene Definitionsversuche zu Sprache formulieren zu lassen. Anschließend kann das Video abgespielt werden, um die Definitionen der Lernenden zu ergänzen und weiterführende Impulse zu geben.
- Online Video (jeweils ca. 5 Min.) Sapir-Whorf-Hypothese - Grundlagen und Sapir-Whorf-Hypothese - Aktualität (STARK Verlag auf YouTube)
Das Youtube-Video vom Stark-Verlag stellt die Sapir-Whorf-Hypothese vor, die untersucht, wie Sprache das Denken beeinflusst. Diese Hypothese geht auf Benjamin Lee Whorf und Edward Sapir zurück und umfasst die Kernthese, dass Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen, ihre Umwelt auf unterschiedliche Weisen wahrnehmen, da ihre Sprache die Verarbeitung ihrer Sinneseindrücke beeinflusst. Das Video veranschaulicht die Hypothese anhand verschiedener Beispiele und macht sie dadurch gut nachvollziehbar. So wird diskutiert, wie die zahlreichen Schnee-Begriffe der Inuit ihr Denken prägen, und die angeblich zeitlose Sprache der Hopi-Indianer wird thematisiert. Das Video widerlegt Teile der Sapir-Whorf-Hypothese, während ein Folgevideo des Stark-Verlags Argumente zu ihrer Gültigkeit liefert. Es empfiehlt sich aus diesem Grund, beide Videos im Unterricht zu nutzen, um die Hypothese gemeinsam zu erarbeiten. Dabei sollte der Begriff „Hypothese“ geklärt werden, um den Schüler*innen zu verdeutlichen, dass eine Hypothese keine Tatsache, sondern eine wissenschaftlich begründete Annahme ist, deren Gültigkeit erst geprüft werden muss. Die Videos bieten eine gute Basis, um Argumente und Gegenargumente zur Sapir-Wholf-Hypothese zu diskutieren und diese gegebenenfalls mit Noam Chompskys Universalgrammatik-Hypothese zu vergleichen, die in dem Video bereits angeschnitten wird.
Wittgenstein als Beispiel für eine konkrete Sprachphilsophie
- Online-Video (ca. 25 Minuten) Denken im Fliegenglas? Wittgenstein einfach erklärt (Scobel auf YouTube)
Im Video des Youtube-Kanals Scobel von Wissenschaftsjournalist Gert Scobel werden anhand des Denkmodells des Fliegenglases die Grundzüge von Wittgensteins Sprachphilosophie erläutert. Dabei geht Scobel besonders auf die Probleme ein, die sich durch den Versuch ergeben, mit (der) Sprache zu Erkenntnissen zu gelangen. Dies verdeutlicht Scobel anschaulich an gut zugänglichen Alltagsbeispielen Wittgensteins. Hierzu gehören etwa die Unmöglichkeit, den Schmerz anderer Menschen zu fühlen oder das Problem, ein allgemeingültiges Wesen der Farbe Rot zu erkennen. Scobel geht im Anschluss an die Darstellung des Problems auch auf Wittgensteins Lösungsansätze ein, wie z. B. den Perspektivwechsel und Vergleiche der verschiedenen Verwendung von Begriffen und Sprache. Das Video bietet sich zur Einführung in das von Wittgenstein beschriebene Grundproblem und dessen Bearbeitung an. Im Voraus sollte anhand eines oder mehrerer Beispiele aber das Problem der Erkenntnisgewinnung durch Sprache aufgeworfen worden sein. Das Video gibt zudem eher einen Einblick in das Denkmodell und sollte noch durch konkrete Methoden zu Wittgensteins Vorgehen, möglicherweise anhand der zu Beginn thematisierten Beispiele, ergänzt werden. Hinweis: Das Video ist auf deutsch, automatisch generierte Untertitel sind verfügbar.
- Online -Video (ca. 21 Min.) Magie der Sprache - Wittgenstein erklärt (Scobel auf YouTube)
In diesem Video des Youtube-Kanals Scobel von Wissenschaftsjournalist Gert Scobel erfahren die Schüler*innen auf anschauliche Weise, wie Ludwig Wittgenstein in seinem „Käfer-in-der-Schachtel“-Gedankenexperiment die Problematik der Privatsprachen untersucht. Wittgenstein stellt die Frage, ob Empfindungen wie Schmerz oder Freude wirklich nur individuell und für andere unzugänglich sind und ob Sprache die Fähigkeit hat, private Erlebnisse vollständig zu kommunizieren. Er kommt zu dem Schluss, dass das gegenseitige Verstehen nicht auf subjektiven Erfahrungen basiert, sondern auf einem gesellschaftlichen Konsens, d.h. auf gemeinsamen Übereinkünften und Praktiken. Da das Video abstrakte sprachphilosophische Argumente behandelt, ist es hilfreich, wenn die Schüler*innen bereits Grundkenntnisse zu Wittgensteins Philosophie besitzen und sich intuitiv mit der Frage auseinandergesetzt haben, welche Informationen durch Sprache vermittelt werden können und welche nicht. Da das Video mit 21:23 Minuten recht lang ist, empfiehlt es sich, gezielt Ausschnitte zu zeigen, die die Privatsprachen-Problematik und Wittgensteins Lösungsansatz verdeutlichen. Im Bonbonmodell eignet sich die Arbeit mit diesen Ausschnitten für die Phase des angeleiteten, kontrollierten Problemlösens. Im Anschluss an diese Phase können die Schüler*innen Wittgensteins zentrale Thesen mit ihren eigenen intuitiven Überlegungen zur Erfassbarkeit von Sprache vergleichen und diskutieren. Das Video ist auf deutsch. Automatisch generierte Untertitel auf deutsch sind verfügbar.
- Online-Video (ca. 7 Minuten) Ludwig Wittgenstein (The School of Life auf YouTube)
Hinweis: Das Video ist auf (gut verständlichem) Englisch. Englische Untertitel sind verfügbar. Im Video des YouTube-Kanals The School of Life wird eine kurze und ansprechend visualisierte Einführung sowohl in die Biographie des analytischen Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein als auch in dessen zwei Hauptwerke – Tractatus logico-philosophicus und Philosophische Untersuchungen – gegeben, wobei immer wieder auf Verbindungen zwischen diesen beiden Bereichen hingewiesen wird. Entsprechend ist das Video gut geeignet, um im Schulunterricht in Wittgensteins Überlegungen zu Problemen in Erkenntnisprozessen, die durch sprachliche Missverständnisse verursacht wurden, einzuführen. Idealerweise wurde sich mit den Schüler*innen im Vorhinein bereits über ein intuitives Verständnis bezüglich der Frage, wie Informationen über Sprache transportiert werden können, ausgetauscht.
Im Anschluss an ein solches intuitives Verständnis können dann auf Grundlege des Videos die beiden Antworten, die Wittgenstein im Laufe seines Lebens auf diese Frage gegeben hat, diskutiert werden. Die Überlegungen Wittgensteins haben dabei den Vorteil, dass, obgleich ihre ausgearbeitete Form äußerst komplex ist, die ihnen zugrundeliegenden Ideen sehr anschaulich sind. Zudem besteht bei beiden Antworten die Möglichkeit, sich ihnen spielerisch zu nähern. So können die Überlegungen aus Tractatus logico-philosophicus in einer Partner*innenarbeit ausprobiert werden, bei der eine Person der anderen eine Szene beschreibt und diese andere Person, dann die in ihrem Kopf entstehenden Bilder visualisiert. Die Überlegungen aus Philosophische Untersuchungen können in einer Gruppenarbeit erprobt werden, bei der die Gruppenmitglieder ein Miniatursprachspiel, das von der Lehrkraft vorgegeben wird, spielen. Dafür müssen die Ausführungen aus dem Video gegebenenfalls noch durch den Hinweis ergänzt werden, dass nach Wittgensteins Philosophische Untersuchungen die Bedeutung eines Wortes sich wesentlich durch dessen Gebrauch in der Sprache konstituiert (PU § 43).
Politische Dimension von Sprache
Sprache der Neuen Rechten
- Online-Artikel Wie die AfD mit einem rassistischen Begriff Politik macht (Correctiv)
Im Artikel wird besonders die Social-Media Strategie der AfD erläutert, den Begriff der Remigration über Online-Anzeigen immer mehr in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Im Artikel wird ebenfalls auf die Entwicklung des Begriffes und auf das Geheimtreffen in Potsdam, auf dem Sellner die Strategie zum Begriff vorstellte. Es wird hier deutlich auf den homogenen Volksbegriff bzw. das völkische Weltbild eingegangen, das hinter dem Konzept steht.
- Online-Artikel Wie Rechtsextreme den Begriff „Remigration“ kaperten (DW)
Der Artikel gibt Aufschluss über die Hintergründe des Begriffs „Remigration“. Dabei wird sowohl auf die ursprüngliche neutrale Bedeutung des Wortes in der Migrationsforschung und dem Wandel zum umgedeuteten Kampfbegriff rechter und neurechter Akteur*innen. Zudem werden Bezüge zum Potsdamer Treffen, bei dem das Wort einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde und zur Wahl des Unworts des Jahres 2023 hergestellt. Insgesamt ermöglicht der Artikel somit eine Einordnung des Begriffes.
- Online Video (ca. 22 Min.) Rede von Alice Weidel zu ihrer Kanzlerkandidatennominierung (Phoenix-YouTube)
In ihrer Rede zur Kanzlerkandidatennominierung wiederholt Alice Weidel zahlreiche Narrative der "neuen Rechten". Hierzu gehört auch die erstmals bewusste Verwendung des Begriffs der Remigration (7:10 Min.) und die Bezeichnung der "Windmühlen der Schande", die eine Anspielung auf Höckes (siehe Video unten) "Mahnmal der Schande" als Bezeichnung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist.
- Online-Video (ca. 3 Min.) Bundestagsrede des AfD Politiker Roger Beckamp (Mediathek Bundestag)
Die Bundestagsrede des AfD-Politiker Roger Beckamp ist ein typisches Beispiel der Verwendung des Begriffs „Remigration“. Beckamp nutzt in seiner Rede zum Thema Wohnungsnot, das eigentliche Thema der Bundestagsdebatte, den Begriff etliche Male. Beckamp nutzt Remigration hier gleichzeitig als politischen Kampfbegriff und Lösungsangebot für den Wohnungsmangel. Hieran lässt sich somit parallel die politische Strategie der Schaffung eines bestimmten Feindbildes (Migrant*innen verknappen den Wohnraum) und die Umdeutung des Begriffs „Remigration“ veranschaulichen.
Hinweis: Eine Einordnung mit entsprechendem Material ist unbedingt notwendig (siehe z.B. Artikel der DW auf dieser Seite). Ein fächerübergreifender Bezug zum Thema Populismus (Kerncurriculum PoWi Q1) bietet sich stark an.
Link zum Plenarprotokoll (S. 14487-14488)
- Online-Video (ca. 2 Min.) Vortragsausschnitt Björn Höcke zu Remigration (TikTok)
Ausschnitt eines Vortrags des AfD-Politikers Björn Höcke, in dem dieser den Begriff der Remigration auch auf Deutsche mit Migrationshintergrund bezieht. Dies widerspricht dem teils öffentlich vertretenen Verständnis durch AfD-Spitzenpolitiker. Höcke fordert zudem ein Staatsbürgerrecht, was den deutschen Pass nur für Menschen vorsieht, die eine deutsche "Abstammung" haben.
Hinweis: Eine Einordnung mit entsprechendem Material ist unbedingt notwendig (siehe z.B. Artikel der DW auf dieser Seite). Ein fächerübergreifender Bezug zum Thema Populismus (Kerncurriculum PoWi Q1) bietet sich stark an.
- Broschüre - “Neue Rechte” – Was steckt dahinter? (Informations- und Dokumentationsstelle gegen Gewalt, Nordrhein-Westfalen)
In der Broschüre gibt die Informations- und Dokumentationsstelle gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Nordrhein-Westfalen einen Einblick in die sog. „Neue Rechte“. Relevant sind v.a. die ausführliche Analyse der Begriffe, die von den Akteur*innen der „Neuen Rechten“ oftmals gebraucht oder entwickelt werden. Diese finden sich im Anhang auf der S. 45-51 wieder. Gerade dieser Teil ist also für eine Auseinandersetzung mit einem spezifischen Beispiel interessant.
- Podcast Wie die politische Rechte unsere Sprache unterwandert (Deutschlandfunk Kultur)
Im Podcast des DLF Kultur stellt der Wissenschaftsjournalist Johannes Giesler die politische Strategie der neuen Rechten in Bezug auf ihre Sprache dar. In dem kurzen Beitrag geht Giesler auf die Relevanz der Normalisierung rechtsextremer Begriffe bzw. der Umdeutung von Begriffen ein. Beides geschehe von Seiten Rechtsextreme*r mit dem Ziel, die Grenzen des Sagbaren immer weiter zu verschieben.
- Online-Artikel Is that an OK sign? A white power symbol? Or just a right-wing troll? (Southern Poverty Law Center)
Hinweis: Dieser Artikel ist auf (gut verständlichem) Englisch. Der Artikel „Is that an OK sign? A white power symbol? Or just a right-wing troll?“ von David Neiwert für das Southern Poverty Law Center beschäftigt sich mit der Sprache, die von Faschist*innen online genutzt wird. Er fokussiert sich insbesondere darauf, wie Emojis als codierte Sprache genutzt werden können, um innerhalb von faschistischen Kreisen auf für Außenstehende schwer erkennbare Art und Weise Zugehörigkeit zu signalisieren. Der Artikel ist in den speziellen Emojis, die als beispielhaft präsentiert werden, zwar veraltet, erklärt die Problematik, die diesem Phänomen zugrunde liegt, aber sehr klar. Er bietet ein interessantes Fallbeispiel, welches zu weiterer Diskussion einlädt und sich für den Philosophieunterricht in vielfältiger Weise eignet.
Rassismuskritischer Umgang mit Sprache
- Buchauszug Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß (BoD via Google Books)
Swami Dhyānānandas – Dhyānānanda gab 2023 bekannt, nicht-binär zu sein, und benutzt Noah Sow seitdem nicht mehr als Namen – 2008 erstveröffentlichtes Buch Deutschland Schwarz Weiß war damals einer der ersten Beiträge zu strukturellem Rassismus mit konkretem Bezug auf die deutsche Gesellschaft. Seitdem ist das Buch zu einer Art Standartwerk in der politischen Bildungsarbeit und darüber hinaus geworden. Im Vorspann des Buches (S. 20–22) schreibt Dhyānānanda über deren eigene Herkunft, macht aber erst im letzten Absatz explizit, dass dey aus Deutschland stammt. Auch wenn zuvor nur wahre Aussagen getätigt werden, wirkt es so, als stamme Dhyānānanda aus dem Globalen Süden, da die Skizze über deren Herkunftsland in Formulieren gefasst ist, die suggerieren, das Land wäre bis vor kurzem noch ‚unterentwickelt‘ gewesen. Dieser Eindruck wird durch die Reproduktion rassifizierter Sprache noch verstärkt.
Es lohnt sich, Schüler*innen diesen Vorspann bis zum letzten Absatz vorzulesen, und die Schüler*innen dann raten zu lassen, wo Dhyānānanda herkommt. Anschließend kann der letzte Absatz des Vorspanns vorgelesen werden, um dann mit den Schüler*innen zu reflektieren, inwiefern die im Vorspann verwendete Rhetorik die anschließenden Überlegungen zum Herkunftsland präformiert hat.
Hinweis: Wie bereits erwähnt, bedient sich Dhyānānanda im Vorspann rassistischer Sprachmuster. Dies geschieht zwar zum Zwecke der Dekonstruktion gerade dieser Muster, reproduziert diese aber nichtsdestoweniger bis zu einem bestimmten Grade. Daher ist insbesondere bei Schüler*innengruppen, in denen BIPoCs sind, die Gefahr, dass die Sprachmuster verletzen, gegen die Notwendigkeit der Dekonstruktion abzuwägen. Ggf. sollte es Schüler*innen frei gestellt werden, den Raum zu verlassen, wenn sie sich während der Einheit nicht wohl fühlen.
- Online-Video (ca. 19 Minuten) Chimamanda Adichie: Die Gefahr einer einzigen Geschichte (TED auf YouTube)
Hinweis: Das Video ist auf Englisch, deutsche Untertitel sind verfügbar.
Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie (u. a. Americanah) spricht in diesem TED-Talk anschaulich und anhand ihrer eigenen biographischen Erfahrungen über die Gefahr, die darin liegt, dass jedes Narrativ immer nur eine von vielen Darstellungen der Wirklichkeit und als solche unvollständig ist. Nach Adichie kennen wir oftmals bezüglich eines bestimmten Phänomens nur eine Geschichte und könnten entsprechend nur auf eine Art darüber nachdenken. Minute 0:00 bis 6:34 des Videos bieten eine gute Grundlage, um anschließend mit Schüler*innen darüber nachzudenken, wie unser Denken nicht nur durch einzelne Begriffe und deren Suggestionen, sondern insgesamt auch durch Narrative strukturiert wird. So kann ein Verständnis für die Wirkmächtigkeit der jeweils bekannten Narrative sowie die ‚Gefahr einer einzelnen Geschichte‘ herausgearbeitet und gleichzeitig betont werden, wie wichtig es für tatsächliche Erkenntnis ist, – im Sinne der Kritischen Theorie – flexibel und in Konstellationen zu denken.
Ist ein solches Verständnis in der Schüler*innengruppe etabliert, kann anschließend gemeinsam reflektiert werden, inwiefern über die narrative Hegemonie Macht ausgeübt wird und sich konstituiert. Als Grundlage dafür kann das Video von Minute 6:34 bis 10:52 dienen. So kann die einseitige narrative Fixierung eines bestimmten Phänomens als Herrschaftstechnik begriffen und anhand von konkreten Beispielen aus dem Video wie postkolonialen Strukturen in Subsahara-Afrika oder des US-amerikanischen Diskurses um Immigration nachvollzogen werden. Zum Abschluss können Minute 13:13 bis 14:07 geschaut werden, in denen Adichie ihre Überlegungen prägnant auf den Punkt bringt.